V O L . 6 , D O C . 4 4 a P R I N C I PA L I D E A S O F R E L AT I V I T Y 3
Vol. 6, Doc. 44a. “The Principal Ideas of
the Theory of Relativity”
[after December
1916][1]
Die hauptsächlichen Gedanken der Relativitätstheorie.
Fraget einen klugen, aber nicht gelehrten Mann, was Raum und Zeit seien, so
wird er vielleicht so antworten. Wenn wir alle körperlichen Dinge, alle Sterne, alles
Licht aus der Welt fortgenommen denken, dann bleibt so etwas wie ein ungeheures
Gefäss ohne Wände übrig, das eben als „Raum“ bezeichnet wird. Es spielt gegen-
über dem Weltgeschehen dieselbe Rolle wie die Bühne zur Theatervorstellung. In
diesem Raum, diesem wandlosen Gefäss gibt es ein ewig gleichmässig ablaufendes
Tik-Tak, das allerdings nur Geister, diese aber überall vernehmen können, das ist
die Zeit. Diese Auffassung vom Wesen von Raum und Zeit hatten die meisten
Naturforscher bis auf unsere Tage, wenn sie derselben auch keinen so kindlichen
Ausdruck gaben, als wir es soeben der Einfachheit wegen gethan haben.
Auf Grund dieser Auffassung ist man geneigt, Aussagen von folgender Art
einen unmittelbaren Sinn zuzugestehen Zwei Ausbrüche des Vesuv finden zu ver-
schiedener Zeit, aber an demselben Orte statt (nämlich am Krater des Vesuv). Das
Aufleuchten zweier entfernter „neuer Sterne“ findet zu derselben Zeit aber an ver-
schiedenen Orten statt. Seit langem weiss man, dass die Aussagen der ersten Art
(über die Gleichörtlichkeit) keinen Sinn haben. In der That dreht sich ja die Erde
um ihre Achse, bewegt sich dabei um die Sonne, und bewegt sich mit dieser noch
obendrein nach dem Sternbilde des Herkules hin. Man kann also doch nicht ernst-
haft behaupten, dass beide Ausbrüche des Vesuvs an demselben Orte des Weltalls
stattgefunden hätten. Man sieht an diesem Beispiele leicht, dass wir derartigen
Aussagen über Gleichörtlichkeit überhaupt keinen Sinn beimessen können. Wir
können nur sagen: die beiden Ausbrüche des Vesuv finden an demselben Orte
inbezug auf die Erde statt. Die Erde spielt in dieser Aussage die Rolle eines „Be-
zugskörpers“; örtliche Aussagen haben nur dann einen Sinn, wenn sie auf einen
Bezugskörper bezogen werden.
Im Gegensatz scheinen aber Aussagen über Gleichzeitigkeit, überhaupt über
Zeiten einen Sinn zu haben, unabhängig von jedem Bezugskörper. Man ist zu-
nächst geneigt, einen Menschen für geisteskrank zu erklären, der behauptet, die
Aussage vom gleichzeitigen Aufleuchten zweier Sterne hätte keinen bestimmten
Sinn, wenn man nicht einen Bezugskörper aufweise, auf den sich die Aussage über
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