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DOCUMENT 89
JUNE 1915
Vielleicht können wir einmal wieder
mit
der Elsa
spazieren gehen
und über
Wol-
ken und Bäume reden. Das wäre schön.
Inzwischen seien Sie nochmals
gegrüsst von
Ihrer
Helene
Katz.
Ich will Ihnen einen meiner
Sprüche sagen:
-denn
das ist
Schuld, [we]nn irgend
eines Schuld ist:
die
Freiheit
eines Lieben
nicht
vermehren,
um
alle
Freiheit,
die
man
in sich
aufbringt-
leider nicht
von
mir:
von
R.
M.
Rilke.[2]
ALS.
[44 101].
There
are perforations
for
a
loose-leaf binder
at the
left
margin
of
the document.
[1]Daughter
of
the widowed Amalie Katz
(see Adreßbuch
Berlin
1915).
[2]Rainer
Maria Rilke’s
“Requiem
für
eine Freundin”
(1909),
written in
memory
of
the
painter
Paula
Modersohn-Becker
(1876-1907).
89. To
Michael
Polányi
[Berlin,] 18.
VI.
15.
Lieber
Herr
Kollege!
Bezüglich
Ihrer
thermodynamischen Betrachtung
über
Nernsts Theorem[1] kann
ich nicht
einsehen,
was
Sie
gegenüber
der
von
Nernst in
der
Preuss.
Akademie
pu-
blizierten
Arbeit[2]
wesentlich Neues
bringt;
sie ist
allerdings suggestiver.
Im
Übri-
gen
haben wir diesen Punkt
genügend
erörtert,[3]
sodass ich
hoffe,
gegen
Ihre Ar-
beit
nicht
Stellung
nehmen
zu
müssen.
Bezüglich
der
Isotopen
denke ich
folgendes:[4]
Dass die
Vermischung
bei
ge-
wöhnlicher
Temperatur
mit
Entropieänderung
verbunden
ist,
erscheint mir
nicht
zweifelhaft,
da
es unmöglich
erscheint,
bei
gewöhnlicher Temperatur am
osmoti-
schen Drucke
zu
zweifeln.
Immerhin
könnte
man
dies durch die
von
Ihnen
vorge-
schlagene
Methode
noch besonders
bestätigen. Fraglich
erscheint
höchstens
noch,
ob
nicht durch
besonders
merkwürdigen
Verlauf der
spezifischen
Wärme
von
Iso-
topen-Gemischen
diese
Entropiedifferenz
beim
absoluten
Nullpunkt
in
Wegfall
ge-
bracht
wird. Ich
persönlich
bin fest
überzeugt,
dass dies
nicht der
Fall ist.
Ich
ge-
denke aber
nicht,
mich weiter mit der
Angelegenheit zu beschäftigen,
da ich alles
Nötige
bereits
früher
gesagt
zu
haben
glaube.
Es
grüsst
Sie
bestens
Ihr
ganz
ergebener
A. Einstein.