148 DOCUMENT 97 JULY 1915
97.
From Heinrich
Mousson[1]
Zürich,
den
19.
Juli 1915.
Herrn Prof. A.
Einstein
Berlin.
Hochgeehrter
Herr!
Gestatten
Sie,
daß ich mich mit
einer
Bitte
an
Sie wende.
Die
Besetzung
der
Kleinerschen
Professur für
experimt.
Physik
bereitet
uns
große
Schwierigkeiten,
nachdem der Versuch Prof.
Debye,
in
Göttingen,
dafür
zu
gewinnen,
leider
fehlgeschlagen
hat.[2]
Die
Berufung
einer
tüchtigen
Kraft
von
einer
deutschen Hochschule ist
z.
Zt.
ausgeschlossen,
da die betr. Herren
entweder
selbst im Felde stehen oder
aus
nahe-
liegenden
Gründen die
gegenwärtigen
Stellen
nicht verlassen können.
Der
schweizerische Nachwuchs
an jungen Physikern
scheint sehr
klein
zu
sein;
wenigstens
erklärt
die Fakultät unter ihnen keine
geeignete
Persönlichkeit
zu
fin-
den,
die
für
eine Wahl in Betracht
kommen
könnte.
Ausgeschlossen
ist wohl die
Wahl
von
Dr. Greinacher,
der
nun allerdings
während 2 Semestern die Stellvertre-
tung besorgt
hat.[3]
Bei einem Besuch in Lausanne haben wir auch den Eindruck
erhalten,
daß sich Prof.
Perrier
für
uns
nicht
eignen
würde.[4]
Die Fakultät hat im weiteren auch Herrn Dr.
Picard,[5]
Assistent
am phys.
Institut
der
Eidg.
Technischen
Hochschule,
ausgeschlossen,
erst weil
er
sich
über
seine
wissenschaftliche
Eignung
noch
nicht
genügend ausgewiesen
habe.
Nun wird
mir aber
von
anderer Seite
Picard
aufs wärmste
empfohlen
als sehr in-
telligent, originell,
begeistert
für sein
Fach,
u. es
wird
mir
gesagt, er
habe
ausser-
dem sehr
tüchtige
Arbeiten
gemacht,
die
auch
von
Ihnen
günstig
beurteilt
worden
seien.
Da
mir nicht recht
liegt,
daß das
Provisorium
noch
fortdauem
soll,
bis
der Zeit-
punkt
da
ist,
da auch die deutschen
Physiker
wieder
in den Wettbewerb eintreten
können,
und ich vorziehen würde den
Lehrstuhl bald
zu
besetzen,
sofern
genügend
Gewähr
dafür
geboten
ist,
daß der
zu
berufende
Mann der
Aufgabe gewachsen
ist,
erlaube ich
mir mich
mit dem höflichen
Ersuchen
an
Sie
zu
wenden,
uns
mitteilen
zu
wollen,
wie Sie die wissenschaftlichen
Leistungen
Picards beurteilen. Er ist
ja
ein noch
junger
Mann,
der
sein Bestes
erst
in der Zukunft wird leisten müssen. Da
erscheint
es von
Wert,
von
zuständigster
Seite
zu
erfahren,
ob seine
bisherigen
Ar-
beiten
selbständige
wissenschaftliche
Auffassung
erkennen
lassen,
von
der
man
eine fruchtbare
Entwicklung
erwarten darf. Daß Picard
geschickt
experimentiere,
ist
mir
versichert
worden
u.
daß
er gut
vorträgt,
ließ sich in
dem
Kolleg
feststellen,
das
er
für Prof. Weiß
liest.[6]
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