150 DOCUMENT 98 JULY
1915
infolge
des
unglücklichen
Krieges
eingetreten ist.[1]
Was auch
hüben
und
drüben
gefehlt
worden sein
mag
in betrüblicher
politischer
Erregung, es
ist
niemals
zur
S
spät
zur
Umkehr. Sicher
ist,
dass
wir Wissenschaftler
am Kriege
alle
unschuldig
sind,
und dass die
jetzigen traurigen
Umstände
uns
erst
recht
zum
Zusammenhalten
veranlassen
sollten; was
bisher
vorgefallen
ist soll einfach als
ungeschehen
be-
trachtet werden.
Was thun? Wenn ich nicht in Berlin
wohnte,
würde ich selbst
an
unsere
nächsten
Kollegen
in Frankreich und
England schreiben,
mit der
Bitte,
sie sollten sich soweit
aus
der
allgemeinen
Misere
retten,
dass in
unserem
Kreise die alte Freundschaft
wiederhergestellt
werden
kann.[2]
Ich würde
sie alle
bitten,
an
einem
pa[s]senden
Orte
(Holland
oder
Schweiz)
noch in diesen Ferien
zusammenzukommen,
ganz
zwanglos
und
inoffiziell,
in
erster
Linie
zur Pflege
der
persönlichen
Beziehungen.
Aber ich wohne in
Berlin,
habe
wenig Beziehungen
und auch
wenig
Geschick
im Verkehr mit den Menschen. Deshalb wende ich mich vertrauensvoll
an
Sie,
in
der
Hoffnung,
dass Sie all
das,
was
ich
nur
träumen
kann,
in die Wirklichkeit
wer-
den umsetzen können. Hätten Sie keine
Freude
daran,
dieser
schönen
Aufgabe
et-
was
Zeit
zu
widmen? Planck
ermutigte
mich
sehr,
alles
zu
thun,
was
in meinen
Kräften
stehe; er
würde
auch alles
thun,
um
die
guten
Beziehungen
wieder herzu-
stellen. Dies
ist
umso wichtiger,
als
Anzeichen
dafür vorhanden
sind,
dass die of-
fiziellen
Beziehungen
zwischen
den Gesellschaften
wie
Akademien
in die Brüche
gehen
könnten;
denn
die
Wogen
nationalisticher
Verblendung
gehen
sehr
hoch.[3]
Aber ich konstatiere
hier,
dass
gerade
die Besten mit aller
Macht
dagegen ankämp-
fen,
und
so
wird
es
auch in andern
Ländern
sicherlich
sein.-
In den ersten
Tagen August
werde ich in Berlin sein und sofort den
Umzug
für
Ihre Kinder
besorgen.[4]
Es thut
mir
sehr
leid,
dass diese Sache
nun
ei[ni]ge
Wo-
chen
verzögert
wird. Wenn ich ein
günstiges
Angebot erhalte,
werde ich die Sache
sofort
besorgen,
ohne erst
wegen
des
Preises
um
Ihrer Kinder
Zustimmung
zu
fra-
gen.
Beste Grüsse
an
Sie,
Ihre Frau und
Kinder
sowie
an
Ehrenfest
von
Ihrem
A. Einstein
bis
1. August
Sellin
(Rügen).
ALS
(NeHR,
Archief
H. A.
Lorentz). [83
432].
There
are perforations
for
a
loose-leaf
binder at the
head
of
the document.
[1]To
indicate
their
concern,
Max
Planck, Einstein,
and
more
than
a
hundred
other German intel-
lectuals
signed
the
“Delbruck-Dernburg petition”
at
the end
of
July,
rejecting
annexationist
war
aims
(see
Doc.
94,
note
10).
Planck had
gradually
shifted his
political
position
since the
beginning
of
the
war.
In
mid-Septem-
ber
1914,
he had
extolled
the
“glorious
time
we are living
in”
(see
Max
Planck
to
Emma
and Max