DOCUMENTS 102, 103 AUGUST 1915
155
102. To
Wander and Geertruida de Haas
[Sellin,]
Montag. [2
August 1915]
Meine Lieben!
Ich bin hoch erfreut
über
Euern
Brief, aus
dem
ich
ersehe,
dass Ihr
regelrecht
gekündigt
habt.[1]
Nun
steht
der
Sendung
der Meubel
gewiss
kein Hindernis mehr
entgegen. Donnerstag
Abend komme
ich nach Berlin und
werde dann sofort für
ra-
sche
Erledigung sorgen.
Herzliche Grüsse
von
Euerm
Einstein.
AKSX.
[70 406].
The
verso
is addressed
“Herrn & Frau J. de Haas
Santpoort
b.
Haarlem
Holland,”
and
postmarked
“Sellin
(Rügen)
2.8.15.
4-5N[achmittags].”
[1]See
Doc. 99 for Einstein’s
query
concerning
the
termination of
the De Haas lease.
103. To
Hendrik
A.
Lorentz
Sellin. 2. VIII.
15
Hoch
geehrter
und lieber
Herr
Kollege!
Ihre
Absage
kam
nicht
unerwartet,
denn ich
hatte
schon Anzeichen
über
die
Stimmung
der
Fachgenossen
im Ausland.[1] In
Berlin
ist
es
sonderbar. Die Natur-
wissenschaftler
und
Mathematiker
sind als Wissenschaftler
streng
international
ge-
sinnt
und
wachen
sorglich,
dass
ja
kein
unfreundlicher
Schritt
gegen Kollegen,
die
im feindlichen Ausland
leben,
erfolge.
Die
Historiker und
Philologen
aber
sind
grösstenteils
chauvinistische
Hitzköpfe.
Der berühmte
und
berüchtigte
"Aufruf
an
die Kulturwelt“ wird
von
allen
ruhig
denkenden
Menschen hier bedauert.[2] Die
Unterschriften wurden
fahrlässig, z.
T.
ohne
vorheriges
Lesen des
Textes,
gegeben.
So
war es
z.
B. bei
Planck
und
Fischer,
die sich
in
sehr
mannhafter
Weise
für
die
Erhaltung
der
internationalen Bande
eingesetzt
haben.[3]
Über
Ihre
Anregung wer-
de ich mit Planck
sprechen.
Aber
ich
glaube,
dass
man
die Leute nicht
zum
Revo-
zieren veranlassen
kann.[4]
Ich
muss gestehen,
dass das
eng
nationale Fühlen auch
hochstehender
Men-
schen
für
mich eine
arge Enttäuschung
ist.
Ferner
muss
ich
sagen,
dass meine
Hochachtung
für die
politisch
vorgeschritteneren
Staaten sehr
abgenommen
hat
durch die
Wahrnehmung,
dass sie alle in den
Händen
von Oligarchien
sind,
die die
Presse und Macht besitzen
und
thun
können,
was
sie wollen. Ein
boshafter
Mensch
hat ein
schön[es] Sprichwort so umgeändert
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