DOCUMENT 177 JANUARY 1916 233
chen sitzen.[2]
Aber all dies
muss
ich mir
jetzt
versagen,
weil ich
aus
mehreren
Gründen nicht
gut
abkommen kann. Mit
Eurer
Erlaubnis aber
verlängere
ich den
mir
gestellten
Termin bis
zu
einer
Zeit,
in
der
ich wirklich reisen
kann;
ich werde
es
sicherlich nicht
länger
als
nötig
hinausschieben.
Die allmählich
aufdämmemde
Erkenntnis
von
der
Unrichtigkeit
der
alten Gra-
vitations-Feldgleichungen
hat
mir
letzten
Herbst
böse Zeiten bereitet. Ich hatte
schon
früher
gefunden,
dass die
Perihelbewegung
des Merkur sich
zu
klein
ergab.
Dazu
fand
ich,
dass die
Gleichungen
nicht kovariant
waren
für
Substitutionen,
die
einer
gleichförmigen
Rotation
des
(neuen)
Bezugssystems entsprachen.
Endlich
fand
ich,
dass meine letztes
Jahr
angestellte Betrachtung zur Bestimmung
der
La-
grange’schen
Funktion
H
des Gravitationsfeldes durchaus illusorisch
war,
indem
sie leicht
so
modifiziert
werden
konnte,
dass
man
H
überhaupt
keiner einschrän-
kenden
Bedingung
zu
unterwerfen
brauchte,
sodass
es ganz
frei
gewählt
werden
konnte.[3]
So kam ich
zu
der
Überzeugung,
dass die
Einführung
angepasster
Syste-
me
ein
Irrweg
war,
und dass eine
weitergehende
Kovarianz,
womöglich
allgemeine
Kovarianz
gefordert
werden
müsse. Nun ist die
allgemeine
Kovarianz
erzielt, wo-
ran
die
nachträgliche Spezialisierung
des
Bezugssystems
nichts
ändert.[4]
Die
jet-
zigen Gleichungen
hatte ich im Wesentlichen schon
vor
3
Jahren
zusammen
mit
Grossmann,
der mich Riemanns Tensor
aufmerksam
machte,
in
Betracht
gezogen.
Da ich aber die formale
Bedeutung
der{
}nicht erkannt
hatte,
konnte ich keine
Übersichtlichkeit
erzielen
und
die
Erhaltungssätze
nicht beweisen.[5]
Ebensowenig
konnte ich
erkennen,
dass die Newton’sche
Theorie
als erste
Näherung
darin ent-
halten
war;
ich
glaubte sogar,
das
Gegenteil
eingesehen
zu
haben. So
geriet
ich in
den Urwald! Umsomehr freue ich mich
jetzt
der
mühsam
gewonnenen
Klarheit
und der
Übereinstimmung
bei
der
Perihelbewegung
des Merkur. Mit
Ehrenfest
ste-
he ich in
einer
Diskussion im Wesentlichen
darüber,
ob die Theorie die
Forderung
der
allgemeinen
Kovarianz wirklich
erfülle.[6]
Er
deutete
mir
auch
an,
dass Sie
Schwierigkeiten
bezw.
Einwendungen gefunden hätten;
Sie würden
mir
grosse
Freude
machen,
wenn
Sie
mir
dieselben kurz mitteilten. Mein
Steckenpferd
habe
ich
so
gründlich eingeritten,
dass ich
gewiss
auch nach kurzer
Andeutung
merke,
wo
das Wesen der
Schwierigkeit liegt.
Ich wünsche Ihnen und den Ihren ein
glückliches
Jahr
und
Europa
einen ehrli-
chen
und
endgültigen
Frieden. Mit herzlichen Grüssen Ihr
A. Einstein.
ALS
(NeHR,
Archief
H. A.
Lorentz). [16 445].
There
are
perforations
for
a
loose-leaf binder
at
the
head of
the document.
[1]Paul
Ehrenfest had invited
Einstein
to
Leyden (see
Doc.
173)
and had
requested
Lorentz to write
Einstein
independently
in
support
of
the invitation
(see
H. A.
Lorentz
to Paul
Ehrenfest,
23 December
1915, NeHR,
Archief H.A.
Lorentz).
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