DOCUMENT 223 MAY 1916
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223. To
David
Hilbert
[Berlin,]
30.
V. 16.
Lieber Herr
Kollege!
Ihre
Einladung
auf
die
Smoluchowskitage[1]
reizt
mich
sehr,
zumal
mir
die schö-
nen Tage,
die ich
bei
Ihnen
verbrachte,
eine liebe
Erinnerung geworden
sind.[2]
Versprechen
kann ich noch
nicht,
zu
kommen,
weil ich durch verschiedene
stetige
Verpflichtungen
ziemlich solid
an
den Ort
gebunden
bin. Jedenfalls
aber
würd ich
diesmal
im Gasthaus
wohnen,
schon
um
mir nicht
selbst wie eine
Landplage zu er-
scheinen.
Schwarzschilds
Tod finde ich auch
erschütternd.[3]
Es
dürfte unter den
Lebenden
wenige geben,
die die
Mathematik
so
virtuos
[z]u
benutzen
verstehen,
wie
es
ihm
eigen war.
Ihre
Begründung
der
Gleichung
(6)
Ihrer
Arbeit[4]
hat mich sehr entzückt. War-
um
machen
Sie
es
dem
armen
Sterblichen
so
schwer,
indem Sie
ihm
die Technik
Ihres Denkens vorenthalten? Es
genügt
doch
dem
denkenden Leser
nicht,
wenn
er
zwar
die
Richtigkeit
der
Gleichungen
verifizieren
aber
den Plan
der
ganzen
Unter-
suchung
nicht überschauen kann.
In
der
Freundlich-Affäre scheint sich
gottlob
eine
Wendung zum
Bessern
vorzu-
bereiten.[5]
Fr.
war
bei
Küstner
in
Bonn.[6]
Dieser nahm
ihn sehr
freundlich auf
u[n]d
ist
bereit,
ihn in
jeder
Weise
zu
unterstützen. Wenn Küstner als
Nachfolger
Schwarzschilds nach
Potsdam
käme,[7]
dann wäre
eine
gewissenhafte
Prüfung
der
experimentellen Gravitations-Fragen gesichert
und
gleichzeitig
Freundlich
gerettet
aus
einer
Situation,
die
nachgerade
steinerweichend
geworden
ist.[8]
Ich
habe einen
Brief
an
Naumann
geschrieben, um
mein Gewichtchen im
obigen
Sinne in die
Wagschale zu
legen.[9]
Käme nämlich
Hartmann nach
Potsdam,
dann wäre
es
fa-
tal.[10] (Überhaupt wo
sollten Sie die Kraft
herholen,
um
sich über die
Trennung zu
trösten?)
In
Ihrer
Arbeit ist
mir
nun
alles verständlich
ausser
dem
Energiesatz.
Ich bitte
Sie,
mir
nicht böse
zu sein,
dass ich deshalb
nochmals
frage.[11]
Meine
Schwierig-
keit
besteht
in
folgendem:
Man
kann in Ihrer
Gleichung[12]
Edgel/dxl=0
Jgel nach
pa
und
Ableitungen
paB
ordnen.
Dann
erhält
man