298 DOCUMENT 225 JUNE 1916
zu
untersuchen,
ob vielleicht
irgend
eine
Wirkung
einer
Translation
besteht. Von
einem
Relativitätspostulat
dürfte auch
jetzt
die Rede nicht sein.
Übrigens
sind die beiden
Auffassungen,
Einfluss der
Fixsterne und
Ätherhypo-
these im
Grunde,
wie
mir
scheint,
nicht
einmal weit
voneinder
verschieden. Ge-
setzt,
ich nehme
an,
die
Bewegung
oder
Ruhe der
Knoten in
unserem
ringförmigen
Kabel werde
durch
den Einfluss
der Fixsterne
bestimmt.
Dann
kann
ich, um
die
Natur dieses Einflusses
einigermaassen festzulegen,
in dem
Kabel ein
System
starr
mit einander verbundenen
Punkte, gleichsam
als
Verbindungsglied
zwischen Fix-
sternen und
elektromagnetischen
Wellen,
annehmen. Ich
werde
sagen,
der
besagte
Einfluss äussere sich
darin,
dass die
Knoten
in
Bezug
auf
dieses
Punktsystem,
das
seinerseits mit den Fixsternen verbunden
ist,
feste
Lagen
haben.
Von
diesem
Punktsystem zu
einem
Äther
ist
der Schritt
nicht weit.
Selbstverständlich
geben
auch
andere
Versuche,
z.
B.
die
von
Ihnen und
Mach
besprochene,[7] zu ganz
ähnlichen
Betrachtungen Anlass,
u[n]d
werden die vorste-
henden
Überlegungen
Ihnen
keineswegs
neu
sein.
Der
Hauptpunkt
in denselben ist
eigentlich,
dass
Abweichungen
von
der
Relativitätstheorie auch
nach
der
"Fix-
sternhypothese“
sehr gut
denkbar
wären. Dass
übrigens
sowohl die Relativitäts-
theorie,
wie auch Ihre
Gravitationstheorie
auch
bei der
von
mir
vertretenen Auffas-
sung
in vollem
Umfang
bestehen
bleiben
können,
brauche ich
nicht
zu
sagen.
Nur
werden sie sich
uns weniger
als die
einzig möglichen aufdrängen.
Ich hoffe
sehr,
dass
es
Ihnen immer
gut gehen möge.
Was
uns betrifft, so
hat lei-
der meine Frau
oft,
wie schon seit vielen
Jahren,
von
Änderungen
des Wetters
zu
leiden,
was
mit Insufficienz der
Schilddrüse
zusammenhängt,
aber
sonst
sind wir
gut gesund.
Auch
de
Haas,
sowie seine Frau und Kinder
(im
nächsten Monat wird
das dritte
erwartet).[8]
Er ist
jetzt zum
Konservator
am
hiesigen
Teyler-Laboratori-
um
ernannt
worden,
was
mich sehr für ihn und für mich selbst
freut.[9]
Er wird sich
jetzt
ausschliesslich
wissenschaftlicher
Arbeit
widmen können. Dass
ich,
und
zwar
im Einverständnis mit den
Fachgenossen, vorschlagen
konnte,
ihm
die
offen
ge-
wordene Stelle
anzuvertrauen,
ist
in
erster Linie
der
Arbeit
zu
verdanken,
die Sie
mit
ihm
gemacht
haben,[10]
und
also dem
Interesse und dem
Wohlwollen,
das Sie
ihm
gezeigt
haben, und wofür ich Ihnen sehr dankbar bin.
Ich schicke
Ihnen
mit der
gleichen
Post
die zwei ersten Teile einer
Betrachtung
über Ihre
Gravitationstheorie;[11]
ich
habe
mich
bemüht,
die
Grundlagen geome-
trisch
einzukleiden,
sodass der
Gebrauch
von
Koordinaten
so
weit
es geht,
v[er]mieden wird.[12]
Mit
herzlichen
Grüssen treulich
Ihr
H. A. Lorentz