DOCUMENT 233 JULY 1916
311
[2]Einstein 1915i
(Vol.
6,
Doc.
25).
The number in Roman
numerals refers
to
the
issue of
the Sit-
zungsberichte
in
which the paper
appeared.
[3]As
Einstein
had
already
pointed
out
a
week
earlier
(see
Doc.
230).
233.
To
Michele Besso
[Berlin,] 14.
VII.
16.
Lieber Michele!
Vor allem meinen
innigsten
Dank
dafür,
dass Du meinen Kindern
und
meiner
Frau ein
so
treuer Helfer bist. Deinem Schreiben nach scheint meine Frau wirklich
ernsthaft
krank
zu
sein.[1]
Im
ersten
Augenblick
betrachtete ich
es
als selbstver-
ständlich,
dass ich
hinfahre,
bin aber nach
reiflicher
Überlegung
nun
anderer
An-
sicht. Wenn ich nach
Zürich
gehe,
so
wird meine Frau
verlangen
mich
zu
sehen.
Dies müsste ich
abschlagen,
teils
aus
unabänderlichem
Entschluss,
teil
auch,
um
ihr
Aufregungen zu ersparen.
Die Kinder
würden
es
ihrerseits wieder als eine
un-
erträgliche
Härte
empfinden, wenn
ich
diesen Wunsch nicht erfüllte.
Ausserdem
weisst
Du,
dass zwischen den Kindern und
mir
sich
die
persönlichen Beziehungen
während meines
Aufenthaltes
zu
Ostern
so
verschlechtert haben
(nach
sehr hoff-
nungsvollem
Anfang),[2]
dass ich sehr
zweifle,
ob den Kindern meine
Anwesenheit
eine
Beruhigung
wäre. Wenn also meine Frau
zuhause
bleiben und den Haushalt
weiter
leiten
kann,
dann
komme
ich
überhaupt
nicht. Wenn meine Frau aber ins
Krankenhaus
muss,
so
will ich
gerne
die Kinder
an
einem neutralen Orte
z.
B. in
Schaffhausen treffen und die Ferien mit ihnen
zubringen.
In diesem Falle würde ich
es
aber
vermeiden,
nach
Zürich
zu
kommen
nach
den bösen
Erfahrungen von
Ostern.
Lieber
Michele! Deine
Bemerkung
über die
Wirkung
der
"gemütlichen Anspan-
nung“
als Ursache des
jetzigen
Zustandes
begreife
ich;
dies
ist eine
naheliegende
Hypothese.[3]
Ich aber
hege
meinerseits den
Verdacht,
dass Ihr zwei
herzensgute
Männer
von
der Frau
an
der
Nase
herumgeführt
werdet.[4]
Denn sie scheut kein
Mittel,
wenn
sie etwas
durchsetzen
will.
Leider lässt
es
sich
nachträglich
nicht
klar
feststellen,
wessen
Gefühl
das
Richtige getroffen
hat. Ich aber als das
gebrannte
Kind sollte doch das
Feuer besser
kennen.
Allerdings
kann ich
ja
die
Möglichkeit
nicht
in Abrede
stellen,
dass die Frau wirklich
krank
ist. Aber letztes
Jahr
war
es
ähnlich
mit dem
Kleinen,
Ostern mit Albert.
Immer bekam
ich die
bedenklichsten
Töne
zu
hören,
und
zwar
immer
am Anfänge
der Ferientage.......Lieber
Mi-
chele;
Du
hast
keine
Ahnung
von
der natürlichen
Verschlagenheit
eines
derartigen
Weibes. Ich wäre
körperlich
und seelisch
kaput
gewesen,
wenn
ich
nicht
endlich
doch die Kraft
gefunden
hätte,
sie mir
vom
Leibe
zu
halten und
aus
den
Augen
und