DOCUMENT
276 NOVEMBER
1916 363
gerichteten
Bestrebungen
machte
dies Erlebnis
so
erlösend
sondern insbesondere
die
Übereinstimmung
in den
Auffassungen
über
ausserwissenschaftliche
Dinge.
Ich
habe
nun
mit
Planck,
Rubens, Waldeyer
und
Nernst über
die Ihnen
an
Herzen
liegende Angelegenheit gesprochen[2]
und kann Ihnen
zu
meiner Freude
sagen,
dass ich
dabei bessere
Erfahrungen gemacht
habe,
als ich
erwartet hatte. Bei
Planck
und
Rubens fand ich
allerdinges
eine Art
scheuer
Ablehnung,
die
aber nicht
einem
schlechten
Willen sondern einer
Art Scheu
gegenüber
Handlungen von irgendwie
politischem Beigeschmack
zuzuschreiben ist. Denn Sie wissen
ja
selbst,
dass
erste-
rer
ein Mensch
von aussergewöhnlicher Gewissenhaftigkeit
und
Wahrhaftigkeit
ist.
Planck
glaubt,
dass
er
den
Brief
damals erhalten
hat,
war
aber nicht
ganz
sicher.[3]
Rubens
erinnerte sich nicht. Mit
Waldeyer sprach
ich neulich nach der
Akademie-
sitzung.
Er
versicherte
mir,
dass der
Brief
nicht in seine Hände
gelangt
sei
und
ver-
sprach spontan,
Ihnen selbst über die
Angelegenheit zu
schreiben.[4]
Er
hält
eine
Ausführung
erst nach dem
Kriege
für
möglich,
will sich aber
mit voller Überzeu-
gung
dafür
einsetzen. Er
hält
den
Vorschlag
für
billig
und
gerecht
und
erhofft sich
aus
der
Tilgung jeder
Unklarheit eine
Verbesserung
der
Beziehungen
zwischen den
Gelehrten der
gegnerischen
Seiten. Seine ehrliche und durch keinerlei utilitaristi-
schen
Erwägungen verunreinigte Haltung
that mir
ungemein
wohl. Auch Nernst
begrüsst
den
Vorschlag.
Er
weiss
nicht,
ob
er
den
Brief
erhalten
hat,
und
rügte
die
unpraktische
Art der
Inszenierung
der
Angelegenheit.
Man werde
überschwemmt
von gedruckten Papieren,
die
von
unbekannten Männern
stammen.
Der Brief
kön-
ne
daher
mit vielen andern
ungelesen
in den
Papierkorb gewandert sein,
worüber
man
weder
ihm noch
einem
andern Menschen einen
berechtigten
Vorwurf machen
dürfe. Er hielte
es
für
richtig,
wenn
ein
derartiger
Vorschlag von
hier bekannten
Männern oder
Körperschaften
des neutralen Auslands
ausginge.
Dann würde nie-
mand die
Angelegenheit
übersehen.[5] Ihn führt die
Klugheit
zur
Zustimmung an-
statt
der
unmittelbare
Wunsch,
gerecht
zu
sein.
Aber
auch dies ist
besser
als das
Fehlen
von Klugheit
und
Gerechtigkeitssinn,
wie
es
gewöhnlich angetroffen
wird.
Wie
nötig übrigens
eine
objektive Untersuchung
der
Thatbestände
wäre,
erkenne
ich
am
besten
daraus,
dass Nernst
mir
bona
fide eine
Darlegung
der Thatsachen
gibt,
die sich in wesentlichen Punkten
von
Ihrem Bilde
unterscheidet.-
Ich
glaube
nun
mit niemand
mehr
sprechen
zu
sollen,
da
mir
Nernsts
Meinung,
die
Anregung
sei in wirksamerer Weise
zu
erneuern,
richtig
erscheint.-
Ich sende Ihnen
gleichzeitig
mit diesem Briefe eine kleine
Arbeit,
in
der
ich dar-
gestellt
habe,
wie nach
meiner
Ansicht die
Beziehung
der
Erhaltungssätze
zum
Re-
lativitätspostulat aufgefasst
werden
soll.[6]
Ich habe mich
bemüht,
die Sache
so
kurz als
nur
möglich
darzustellen,
frei
von
allem
unnötigem
Beiwerk. Insbesonde-
re
wollte ich
zeigen,
dass
der
allgemeine Relativitätsgedanke bezüglich
der
Mate-
rie die
Mannigfaltigkeit
der
möglichen
Wahl der Hamilton’schen Funktion nicht in
höherem
Grade
einschränkt
als das
spezielle Relativitätspostulat,
da die Erhal–
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