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DOCUMENT 309
MARCH
1917
Sie schreiben sehr düster über die wirtschaftliche Zukunft
der
Schweiz.
Ich zit-
tere bei dem
Gedanken,
dass
es
wirklich
so
schlimm sein könnte. Wenn
ja,
dann ist
Europa
erst
wahrhaft
zu
bemitleiden. Sie kennen
ja
meine
Ansichten
in den
politi-
schen
Dingen.
Sie haben sich seitdem
nur
noch verschärft. Ich habe den brennen-
den
Wunsch,
wieder
mit Ihnen
über
diese
Dinge
zu
reden. Ich werde aber meine
Begierde
bis
zum
Sommer
zügeln, wenn
Sie nicht meine Reise
in
die Schweiz frü-
her
für
wünschbar
ansehen,
meiner Familie
wegen.
Wenn
z.
B.
der Haushalt
auf-
gelöst
werden
soll,
dann werde ich hinkommen. Ich bin
nicht
so
unbrauchbar in
diesen
Dingen,
wie Sie denken
werden,
dank
des
unruhigen
Lebenwandels,
den ich
hinter
mir habe.
Und
es
soll nicht
geschehen,
dass
Sie
und
andere
gar zu
viel kost-
bare
Zeit für meine
Privatangelegenheiten opfern.
Meine
Gesundheit,
die
sich
dank
der
guten Pflege
sehr
gebessert
hat,
erlaubt
es,
dass
ich
so
etwas unternehme.
Schmerzen habe ich keine mehr
gehabt,[8]
und auch das
Aussehen und
das
subj.
Befinden sind wesentlich
gebessert.
Bezüglich
Alberts
habe ich noch keinen Entschluss
gefasst
und
werde ihn auch
nicht anders fassen als in
persönlicher Aussprache
mit Ihnen und Besso. In
eigenen
Angelegenheiten
sieht
man
ja
immer
am wenigsten
klar. Auch soll
womöglich
al-
les im Einverständnis mit meiner ohnehin
so geplagten
Frau
erfolgen.
Zu den
un-
vermeidlichen
Härten
soll der Starrsinn
nicht
unnötige fügen.
Wie ich
es
mir selbst
denke,
habe ich Ihnen
ja
schon
geschrieben.
Ich
glaube,
dass
Albert reif
genug
da-
für
ist,
dass ich
ihm
einige
Jahre ein
guter
Lehrer und Kamerad sein
könnte.[9]
Der
Kleine soll in
geeignetem
Klima
versorgt
werden,
sobald Sie
es
für
angezeigt
hal-
ten.
Wer soll ihn
aber
dorthin
bringen?
Sollte ich nicht kommen
und
mit ihm
an
Ort
und
Stelle
gehen
und
ein
wenig
dort bleiben, damit der
Junge
sich nicht
so
verlas-
sen
fühlt? Ich thue
alles,
was
Sie
für
richtig
oder wünschbar halten und kann
es
stets einrichten. Diese Pflichten
gehen
jetzt
allem anderen
vor.
Dass Albert
hier
nicht verwöhnt
würde,
dafür
sorge
ich
schon,
so
wie auch ich
mich stets
von
der
Gesinnung
der anderen
unabhängig gehalten
habe. Ich habe die
Wandelbarkeit
aller
menschlichen
Beziehungen
kennen
gelernt
und
mich
gegen
Hitze und Kälte
zu
isolieren
gelernt,
sodass das
Temperaturgleichgewicht
ziemlich
gesichert
ist.
Besonders
in diesen Zeiten
der
allgemeinen
Reizbarkeit
weiss
man
nicht,
was
der
folgende Tag
mit sich
bringt,
besonders
wenn man
sein
eigenes
Ur-
teil und seine
eigene Wertung
hat,
die
gegenüber
der
Umgebung ungeheuerlich
kontrastiert.
Herzliche
Grüsse
von
Ihrem
Einstein.
ALS
(SzZZa). [39 680].
Einstein has written
“Nach
Empfang
des mit
der
Schreibmaschine
geschrie-
benen Briefes.”
under the
dateline.
[1]Richard
Zürcher,
a
neighbor
and
presumably
a playmate
of
Eduard
(see
Doc.
172,
note
1).
The
latter
had
come
down with
a lung
inflammation
at
the
beginning
of
the
year (see
Doc.
306).
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