538 DOCUMENT
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OCTOBER 1917
Uebersicht darüber. So kam
es
auch,
dass ich manche
Dinge
in
meinen
Briefen
an
Sie übersehen
habe,
die ich
gelernt
hatte und die ja selbstverständlich
sind,
z.B.
dass der
Impulssatz
nach dem
allgemeinen Relativitätsprinzip
in
jedem
Koordina-
tensystem gelten
muss.
Im
Uebrigen
habe
ich
aus
Ihrem
Brief
klar
ersehen, worum
es
sich
bei der Auswahl des
Koordinatensystems
handelt
und
wie
es
mit den Im-
pulssätzen
nicht
geht.
Auch lernte ich daraus
besonders, was
ich
ja
schon
oft
gehört
hatte,
was
aber
der
Philosoph
immer
wieder
vergisst,
dass die Idee ohne
mathema-
tische
Formulierung
noch keinen Wert
in
der
theoretischen
Physik
hat und dass
Ausdrücke wie
"möglichst
euklidisch“[2]
u.s.w.
erst das
Problem
aufgeben.
Was die
Elektronentheorie
und
Ehrenhaft
betrifft,
so
scheinen
mir
gewisse
kri-
tische
Ueberlegungen
Ehrenhafts,
ganz abgesehen
von
den
Experimenten,
doch
recht
triftig.
Ehrenhaft
glaubt so gut
wie
gar
nichts
von
allen
Theorien
und
wenn er
darin wohl auch
zu
weit
geht, so
teilt
er ja
diesen Fehler mit
dem
grossen
Mach.[3]
Ehrenhaft
weist
mit Recht
darauf
hin,
dass
man
bei den
a
und
ß
Strahlen bloss
das Verhältnis
e/m
misst.
Er
betrachtet
es
als
unbewiesen,
dass
die
a
Partikel Heli-
umatome mit zwei
Elementarladungen
sind.[4]
Dass Helium daraus
entsteht,
genü-
ge
nicht
zum
Beweis. Immerhin ist dies
doch
eine recht
plausibel
scheinende
Hy-
pothese.
Dagegen
ist seine Kritik bei den
ß
Strahlen wirklich
sehr
einleuchtend.
Dass die
ß
Partikel die
Elementarladung
haben
und ihre Masse
1/2000 des
Wasser-
stoffatoms
ist,
das ist in der Tat eine
ganz
unbewiesene
Annahme,
die freilich des-
halb nicht falsch
zu
sein braucht. Da
man
jedoch
wenigstens
das eine
sieht,
dass
Körper
auch Vielfache der
Elementarladung
besitzen,
so
ist
der
schon
so
fest ein-
gewurzelte
Glaube,
dass wir Massen
kennen,
die
1/2000
des Wasserstoffatoms
sind,
ganz unbegründet.
Ich
glaube,
dieses
so
einfache kritische Bedenken ist
gewiss
be-
rechtigt, wenn man
auch annehmen
kann,
dass die
ß
Partikel eine kleinere Masse
als das Wasserstoffatom haben. Es ist
gewiss
ein
Fehler,
dass
es
in allen
populären
Büchern schon seit Jahren als
Dogma
behandelt
wird,
dass wir
Körper kennen,
de-
ren
Masse
1/2000
des Wasserstoffatoms
ist und
dass dies alle
Laien
(und
auch alle
Physiker)
als
gesicherte
Erkenntnis
betrachten. Ich
glaube jeder,
der
sich
dies über-
legt, muss
finden,
dass die
Hypothese erfahrungsmässig
nicht
begründet
ist.-
Ich komme
jetzt zu
Ihrer An
wort
auf
meine
philosophische
Lehre.[5]
Sie schrei-
ben
zunächst,
dass
es
eine
Konsequenz
meiner
Lehre
wäre,
dass eine wirkliche Tat-
sache der reinen
Erfahrung
nur
der eine
gegenwärtige
Bewusstseinszustand ist. Ich
habe in der Tat selbst
immer
betont,
dass dies in einem
gewissen
Sinn
richtig
ist,
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