DOCUMENT 395 OCTOBER
1917
539
dass nämlich der eine momentane Zustand
gar
nichts
merkte,
wenn
die
ganze
üb-
rige
Welt
ausser
ihm
nicht
existierte und dass also
der
instantane
Solipsismus
lo-
gisch
möglich
ist. So finde ich
jetzt auch,
dass
der
Ausdruck
Tatsachen
der
reinen
Erfahrung
nicht
ganz gut
gewählt
ist und
zu
diesem
Missverständnis Anlass
gibt.
Ich will
aber
eigentlich
etwas Anderes und ich
gehe gar
nicht
darauf
aus,
mich mit
den
solipsistischen
und
übersolipsistischen
Zweifeln
herumzuschlagen.-
Ich
set-
ze
zunächst
voraus,
dass das Bewusstsein seiner
Qualität
nach und
ganz allgemein
gesprochen
eine wirkliche
und
absolute Realität
ist
und nicht bloss eine fiktive wie
etwa
die
physischen Dinge.
Was alles für
Bewusstsein
wirklich in
konkreto
exi-
stiert,
ist eine andere
Frage.
Ob
es ausser
der Bewusstseinsrealität noch eine
andere
absolute Realität
gibt,
betrachte
ich als
wenigstens ungewiss
und
nehme
sogar
an,
dass
jene einzige uns
bekannte
Realitätsart auch die
einzige
ist,
die
es
wirklich
gibt.
Nun
gehe
ich mit diesem
Begriff
an unser
gewöhnliches positives
Weltbild
heran
und
suche
festzustellen, was
davon
zu
dieser
Bewusstseinsrealität
gehört
und
was
nicht.
Da
diese
Bewusstseinsrealität
die
einzige
ist,
die wir wirklich
kennen,
so er-
scheint
mir diese
Isolierung
derselben
aus unserem
Weltbild als eine
der
wichtig-
sten
philosophischen Aufgaben.
Dabei komme ich
zu
dem oft erwähnten Resultat
von
der
ordnungslosen
Menge
der
Bewusstseinszustände.
Infolge
des
Ausgehens
vom
positiven
Weltbild habe ich mit dem erkenntnistheoretischen
Problem
des
(in-
stantanen)
Solipsismus
gar
nichts direkt
zu
tun
und
benütze die
Möglichkeit
der
Annahme für
jeden
Zustand,
dass nichts
ausser
ihm
existiert,
bloss als Hilfsüberle-
gung, um
zu
zeigen
dass die
Ordnung
der
Zustände
nicht direkt
zum
Bewusstsein
gehört.
Es wäre also
besser,
wenn
ich
statt
Tatsachen
der reinen
Erfahrung
Tatsa-
chen des reinen Bewusstseins
sage.
Meine Methode
festzustellen,
ob
etwas
zum
reinen
Bewusstsein
gehört,
ist,
wie
Sie
wissen,
dass ich das
Fragliche
negiere
und dabei
sehe,
ob in der
Bewusstseins-
welt
irgend
etwas
verändert
wird.[6]
Diese Methode ist
rein
logisch
eine blosse Tan-
tologie
und
man
kann auch ohne diese
Hilfsüberlegung
feststellen,
was zum
reinen
Bewusstsein
gehört
und
was nicht,
sie dient bloss
zur
stärkeren
Veranschaulichung.
Ich
hoffe,
dass
diese
Auseinandersetzungen
klar
geraten
sind und
dass,
wenn
ich
statt reiner
Erfahrung
das
reine
Bewusstsein
sage,
jener
Einwand mich
nicht
mehr
trifft. Es handelt
sich
mir nicht
darum,
wie wir etwas erfahren können
und
was
wir
sicher
wissen,
sondern
darum,
aus
dem
gegebenen
Weltbild eine
bestimmte
Quali-
tät
herauszusondern,
die
mir
als die
eigentlich
reelle
Grundlage
desselben
er-
scheint,
während das
Uebrige
Hilfskonstruktionen
und
Fiktionen sind.
Diese
Auf-
gabe
haben sich ja auch
Mach
und Avenarius
gestellt, nur
sind sie
zu
anderen
Resultaten
gelangt.[7]
Auf
dieser
Grundlage
nehme
ich ferner
an,
dass einerseits
unser
menschliches
Bewusstsein als das
Ding an
sich,
als das
zu
Grunde
liegende
Reelle des Grosshirns
Previous Page Next Page