DOCUMENT 545 MAY 1918 771
freie Wahl
gelassen.
Wenn sie sehen
würde,
daß ich wirklich
nur
bei A.
glücklich
sein
könnte,
würde sie sicher
aus
Liebe
zu
mir
zurücktreten. Es würde
ihr
aber si-
cher
bitter
schwer fallen.
Und
dann weiß ich
nicht,
ob
es
wirklich
recht
gehandelt
wäre,
wenn
ich ihr
nun-nach
all den Jahren
der
Kämpfe-da sie endlich
am
Ziel
ist,
ihren sich selbst eroberten Platz
streitig
machen würde.
Philister
wie die Groß-
eltern sind natürlich
entsetzt
über
diese
neuen
Pläne.[4]
Mutter
würde
geschändet
sein
und
solch’
angenehme
Sachen mehr. Sie kennen A.
um
zu
wissen,
wie sehr
er
sich
um
solche Redensarten kümmert. Ich selbst
bin
zu
unerfahren, um
zu
wissen,
ob Mama wirklich durch eine Heirat Alberts mit mir
Unannehmlichkeiten
oder
gar
Schaden hätte.
Ich
wünsche derart
Dinge
auf
jeden
Fall
zu
vermeiden,
Mama hat
in
ihrem
Leben
genug Trauriges
und Häßliches
durchgemacht.[5]
Die
Frage
ist
nur
die,
was
eben für das Glück
von uns
Drei und besonders
von
Albert
zuträglicher
ist. Ich
glaube
Ihnen
jetzt
alle
Schwirigkeiten auseinanderge-
setzt
zu
haben. Geben Sie
mir
einen Rat. Ich kann mich
nur
auf
meinen Instinkt
verlassen
und
weiß
nicht,
ob ich dabei das
Richtige
treffe,
dieser—mein
Instinkt—
sagt
mir
aber,
daß ich
nicht
Alberts Frau werden soll. Albert selbst wäre
es am
ärg-
sten,
wenn er
wahrnehmen
müßte,
daß sich
unser
gutes
Einvernehmen,
das bis
jetzt
nur
Erfreuliches
für
mich
hatte,
durch die Ehe in eine Fessel für mich verwandeln
würde. Heiraten
ist doch
eine verteufelt dumme
Sache! A. meinte
auch,
wenn
ich
nicht den Wunsch
hätte,
ein Kind
von
ihm
zu
haben,
wäre
es
für
mich
schöner,
nicht mit ihm verheiratet
zu
sein. Und diesen Wunsch habe ich wirklich nicht. Es
wird Ihnen sonderbar
vorkommen,
daß ich
kleines, dummes,
20jähriges
Ding
über
eine solch’ ernste Sache entscheiden
soll;
ich kann
es
selbst kaum
glauben,
fühle
mich auch sehr
unglücklich
dabei. Helfen Sie mir!
Ihre
Ilse.
ALS
(GyMIZ,
ED
184,
vol.
41). [82 531].
At the
head of
the document the author has
appended
the
following
remark: "Vernichten Sie bitte diesen
Brief
sofort nach dem
Lesen!"
[1]First contemplated
in
summer
1914
(see
Doc.
29).
[2]At
Haberlandstr.
5,
where Ilse lived with
her
sister,
mother, grandparents,
and Einstein.
[3]Heinrich
Heine
alludes
to
Buridan’s
ass
in the
poem
"Yolante und
Marie"
in Neue
Gedichte
(Hamburg/Paris 1844): "My
heart is like the
gray
friend,
who
ponders
which
of
two
bundles
of
hay
is the best fodder"
("Es
gleicht
mein Herz dem
grauen
Freunde,
|
Der
zwischen zwei Gebündel Heu
|
Nachsinnlich
grübelt,
welch
von
beiden
|
Das allerbeste
Futter
sei").
[4]For
a long
time,
Rudolf
and
Fanny
Einstein had been
exerting pressure on
Einstein
to
marry
their
daughter
(see
Docs. 152 and
178).
[5]A
reference
perhaps
to
Elsa’s divorce in 1908 from
Ilse's
father,
Max Löwenthal
(1864-1914)
and his
early
death from
kidney
failure
(see
Einstein
to
Elsa
Löwenthal,
27
December 1913-4
January
1914
[Vol.
5, Doc.
498], note 3).