774 DOCUMENT 548 MAY 1918
fpTLS. [45 330].
[1]Markus Braude (1869-1949).
[2]Braude
had introduced
mixed-language
Jewish
secondary
schools in Galicia
(Austrian Poland),
in which the
language
of
instruction for
general subjects was
Polish,
for
religious
and Jewish
subjects,
Hebrew. For
more
on
Jewish
secondary-school
instruction
in
Poland,
see
Tartakower
1926, pp.
79-
89.
[3]The
Zionist
Association,
founded in 1897
as
the German branch
of
the international Zionist
Organization, was
headed
by
Arthur
Hantke (1874-1965). The President
of
the international
organi-
zation
was
Otto
Warburg
(1859-1938), Professor
of
Botany
at the
University
of
Berlin.
548.
To
David
Hilbert
[Berlin,]
24.
V. 18
Verehrter
Herr
Kollege!
Ich danke Ihnen
nachträglich
für
die überaus herzliche
Antwort,
die Sie mir
auf
meinen letzten
Brief
mit dem
Cirkular
gegeben
haben.[1]
Ich habe mich unterdes-
sen genügend überzeugen
können,
dass
es
an
der
psychischen
Basis für das
von
mir
gedachte
Unternehmen
fehlt,
indem eben auch
diejenigen,
auf
welche
es
mir
ange-
kommen
wäre,
nicht
vorwiegend
international
fühlen.[2]
Die
ganze Unternehmung
sollte keinen
politischen
Zweck
verfolgen.
Es sollten
diejenigen
einander
die Hand
reichen,
von
denen ich
erwartet hätte,
dass sie die
gemeinsamen Kulturgüter
weit
über das
gegenwärtig
Trennende stellen. Es wäre also
gewissermassen
die
gegen-
sätzliche
Unternehmung
zu
dem
berüchtigten
93-er Manifest
gewesen.[3]
Dieses
sagt
Ich bin in
erster
Linie ein
Deutscher,
erst
in
zweiter Linie
ein
Kulturmensch;
wir aber
sollten
sagen
Ich
bin in
erster
Linie ein Kulturmensch
und
erst in zweiter
Linie ein
Deutscher
oder Franzose
(soweit
es
mit Ersterem in
Einklang gebracht
werden
kann!).
Aber ich habe das
Unternehmen
aufgegeben
nach den
Antworten,
die ich
erhielt.[4]
Wenn Sie
später
in diesem Sinne
irgend
etwas unternehmen,
kön-
nen
Sie selbstverständlich
auf
meine
Mitwirkung
rechnen.
Mit Ihrer herzlichen
Einladung
habe ich mich sehr
gefreut.
Aber
so
wie ich
ge-
genwärtig
bin,
kann ich nicht
zu
Besuch kommen.
Der
geringste
Diätfehler
oder
die harmloseste
Anstrengung
kann
wieder
einen Rückfall
erzeugen.[5]
Deshalb
habe ich mirs auch
versagen
müssen
zu
Plancks
Vorträgen
zu
kommen,
die mich
natürlich
sehr interessiert
hätte[n],
zumal zwischen
uns
eine alte
Meinungsver-
schiedenheit
auf
diesem Gebiete
besteht.[6]
Gestern erhielt ich
von
Fr.
Nöther
eine sehr interessante Arbeit über Invarianten-
bildung.[7]
Es
imponiert
mir,
dass
man
diese
Dinge
von so allgemeinem Standpunkt
übersehen
kann. Es hätte den
Göttinger
Feldgrauen
nichts
geschadet, wenn
sie
zu
Frl. Nöther in die Schule
geschickt
worden wären. Sie scheint ihr
Handwerk
gut zu
verstehen!
Herzliche Grüsse
von
Ihrem
ergebenen
A. Einstein.
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