598 DOCUMENT 428 JANUARY 1918
428.
To
Michele Besso
[Berlin,]
5.
I. 18
Lieber
Michele!
Ich danke Dir herzlich für Deine beiden Briefe und freue
mich,
dass Deine
neue
Thätigkeit
einen bleibenden
Charakter
annimmt.[1]
Mir
geht es,
seit ich im Bett lie-
ge, ganz
gut.[2]
Die lokale
Empfindlichkeit
ist
verschwunden,[3]
und auch das Aus-
sehen ist
gut.
Ich bleibe
ruhig
noch 4 Wochen
oder
länger
im
Bett,
zumal dies auch
wegen
der
mangelhaften
Heizung
vorzuziehen
ist.[4]
In die Schweiz reise ich dieses
Jahr
vorläufig
nicht,
vielleicht
sogar
überhaupt
nicht. Meine
Verpflegung
ist
für
lange sichergestellt,
und
zwar
genau
nach
der ärztlichen
Vorschrift.
Dass
mir
Zangger
eine
grosse Rechnung
schickt,
ist mir
gleichgültig.
Ich habe
nicht
die
Macht,
Tete
von
Arosa
wegzunehmen,[5]
aber ich schick
ausser
dem,
was
meine Frau
billigerweise
beanspruchen kann,
6000 fr
jährlich,
nichts
weiter.[6]
Ich
habe letztes
Jahr
12000 M nach Zürich
geschickt.
Ich werde
Zangger
das
geben,
was er
letztes Jahr
für mich
ausgelegt
hat. Aber ich verbitte
mir,
dass
man fortge-
setzt über mich wie über
einen
Schulknaben
verfügt.
Dass ich in
Zürich
ein
Depot
anlege,
über das ich
Euch
verfügen
lasse,
liegt
nicht in meiner
Absicht,
würde
wahrscheinlich
nicht einmal dann
möglich
sein, wenn
ich
es
wollte.[7]
Es
handelt
sich hier
um
eine Schraube
ohne
Ende,
wenn
ich
nicht
energisch
ein Ende herbei-
führe. Dies thue ich aber
hiemit,
und keines Menschen Beredsamkeit wird mehr
et-
was
daran
ändern.-
Wissenschaftlich arbeite ich
nur
Kleinigkeiten gegenwärtig.
Dafür
studiere
und
lese ich
viel,
was
auch nicht
zu
verachten ist. Das
K. W.
Institut
bringt
eine ziem-
lich
grosse Korrespondenz
mit
sich;[8]
auch
sonst
schwillt die
Korrespondenz
im-
mer
mehr
an.
Ich habe einen sehr erfreulichen wissenschaftlichen
Verkehr,
kurz
es
geht
mir
gut.[9]
Im Herbst kommt
Karatheodory,
Mathematiker,
von
Göttingen
an
die
hiesige
Universität.[10]
Ich freue mich sehr
auf
ihn.
Annas[11]
Briefe freuen mich
sehr;
denn
es
ist fast das
Einzige, was
ich
von
den
Buben höre. Albert ist nämlich
gar
kein Briefschreiber
vor
dem
Herrn.[12]
Ich
sage
dies aber
nicht, um
mich über ihn
zu beklagen.
Das
Wenige, was er
schreibt,
ist
durchaus
nett. Ich hore
jetzt
auf,
weil das Schreiben im Bett
so unbequem
ist.
Seid herzlich
gegrüsst von
Euerm
Albert.
ALS
(SzGB)
and TTrL. Einstein/Besso
1972,
42
(E. 33).
[7
318, 7
318.1].
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transcription,
which
was
provided by
the editor
of
Einstein/Besso
1972, is
the
source
of
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that
are
illegible
in the
photocopy.
These elements
are
noted.
[1]One
of
the
two
letters is Doc. 419,
in
which Besso alludes to
cataloguing
his uncle’s
library.
[2]At
this
point
in the
original
text,
Einstein
indicates
a phrase
that he has
appended
at
the foot
of