DOCUMENT 459 FEBRUARY 1918 637
[5]In
autumn
1915,
Einstein had found most historians
wanting
in this
regard
(see
Doc.
118).
[6]Troeltsch’s moral
standing among political
moderates
was high:
he had
publicly
called
for
reforms in
early January (see
Doc.
455),
signed
the antiannexationist
"Delbruck-Dernburg
petition"
of
July
1915,
and had
refused, at
the
outset
of
the
war, to
lend his
name
to
the Manifesto
of
the 93.
459.
To
Hedwig
Born
[Berlin,
8
February
1918][1]
Liebe Frau Born!
Ihr ausführlicher
Brief
mit der wohltuenden
Aeusserung
von
Sympathie
und
Vertrauen hat
mir
viel Freude
gemacht.
Dafür
will ich Euch aber auch
so
antwor-
ten,
wie
wenn
ich
nur
ein
Selbstgespräch
abhielte unter
völliger Vernichtung
des
hässlichen
Ich-Du-Abgrundes.
Laue will hierher. Als
er vor einiger
Zeit
Aussicht
hatte,
durch
private Stiftung
so
eine Art
Forscherstellung
ohne
Lehrverpflichtung
hier
zu erhalten,[2]
begründete
er
sein Streben nach Berlin mit seiner
Abneigung
gegen
die
Unterrichtsthätigkeit.
Nun,
da dieser
Plan,
wie
es
scheint,
nicht
realisiert
wird,
denkt
er an
einen Stellen-
tausch mit Ihrem
Mann.[3]
Primärer
Wunsch allso:
"Nach
Berlin". Motiv:
Ehrgeiz
(der
Frau?).
Planck
weiss
davon,
das Ministerium wohl kaum. Mit Planck habe ich
noch nicht drüber
gesprochen.[4]
Ich denke
mir,
dass sein Streben darnach
geht,
Planck’s
Nachfolger
zu
werden.
Der
Arme! Nervöse Labilität. Streben nach einem
Ziel,
das seinem natürlichen Bedürfnis nach
ruhigem
Leben ohne
komplizierte
menschliche
Beziehungen
feindlich
entgegensteht.[5]
Lesen Sie
bitte hiezu
Ander-
sens
hübsches kleines Märchen
über
die Schnecken.[6] Die
objektive Möglichkeit
für
das Zustandekommen
von
Laues Plan
hängt
an
zwei
Bedingungen
1)
Hinreichende
Dotierung
Ihrer Stelle
für
Laue[7]
2) Geneigtheit
Ihres
Mannes,
die Stelle
zu
tauschen.
Nehmen wir einmal
an,
1)
sei
erfüllt,
dann
erhebt
sich die
Frage,
ob Ihr einwilligen
sollt;
das ist
natürlich
die
Frage,
die Sie heute schon
quält.
Meine
Meinung
ist:
Unbedingt
annehmen.
Ich brauche Euch wohl nicht
zu
versichern,
wie lieb ich Euch habe
und
wie froh
ich
bin,
Euch als Freunde und
Gesinnungsgenossen
in dieser
-
Wüste
zu
haben.
Aber
so
ideale
Stelle,
in der
man ganz selbständig
ist,
soll
man
nicht
ausschlagen.
Es ist ein
grösserer
und freierer
Wirkungskreis[8]
als
hier,
eine bessere
Gelegenheit
für die
Entfaltung
der
Kräfte Ihres Mannes.
Hauptsächlich
aber: Neben Planck le-
ben ist
eine
Freude.
Aber
wenn
Planck einmal
abgibt,
dann seid
Ihr,
auch
wenn
Ihr
da
bleibt,
nicht
sicher,
ob Ihr Mann
an
seine Stelle kommt. Wenn
es
aber ein ande-
rer
wäre,
dann könnte
es
vielleicht
weniger angenehm
sein. Man
muss
allen
Fällen
ins
Auge
sehen. Dem sollt Ihr Euch ohne
Not nicht
aussetzen.