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dium zu irgend welchen verschwenderischen Ausgaben benutzt, ist bei seiner gan-
zen Lebensführung nicht zu befürchten.
Aus dem Gespräche, welches Dr. Seeman und ich über diese Frage gehabt ha-
ben, möchte ich noch erwähnen, daß er aus seinem Vermögen monatlich 150 M
Zinsen hat; und daß ihm daran liegt, das Stipendium auf möglichst lange Zeit zu
bekommen, damit er nicht während der Arbeit, die er jetzt vor hat, immer schon mit
einem Auge nach anderweitige Beschäftigung schielen muß. Mit einer Festlegung
des Stipendiums, auf ein oder zwei Jahre wäre ihm nur wenig gedient.
Zu weiteren Auskünften über Seemann bin ich natürlich gern bereit und kann
Dir die vielleicht bald mündlich geben. Allerdings wer weiß denn, was in 4 Wo-
chen sein wird!
Mit herzlichem Gruß Dein
M. Laue
TLS (GyBP, I. Abt., Rep. 34, Nr. 10, Mappe Seemann). [77 620]. Written on letterhead of “Institut f.
Theoret. Physik der Universität Frankfurt a. M.”
[1]On 4 April the soldiers’ councils assured the Central Workers’ Council in Munich that they
would stay neutral in case of a general strike (see their resolution in Gerstl 1919, pp. 10–11). Next
day the Central Council proposed that a Soviet republic be proclaimed and its inception be celebrated
with a general strike (see “Gespannte Lage in München,” Berliner Tageblatt, 5 April 1919, Evening
Edition). In the early morning of April 6, delegates were sent all over Bavaria to make preparations
for the event (Mühsam 1929, pp. 49–50). Eventually, a national holiday was declared instead of a
strike for 7 April, the date appointed during the night between 6 and 7 April for the proclamation of
the Bavarian Soviet Republic.
[2]Doc. 13.
19. From Arnold Berliner[1]
Berlin W 9, Linkstr. 23/24. den 9. April 1919.
Lieber Herr Einstein!
Zur Freude der Anglophagen wie Lenard,
Stark[2]
usw. veröffentliche ich unter
den Mitteilungen aus verschiedenen Gebieten im ersten Maiheft die beifolgende
aus der „Nature“ stammende
Mitteilung,[3]
die mich ebenso erfreut hat, wie mich
die in der „Science“ von Nutting veröffentlichte Beschimpfund der deutschen Ge-
lehrten empört
hat.[4]
Trotz aller Mühe, die ich auf die Uebersetzung verwendet ha-
be, habe ich nicht für jede englische Wendung den völlig zutreffenden deutschen
Ausdruck gefunden, auch soweit es das rein Sachliche angeht. Deswegen würde
ich Ihnen gern das Original vorlegen und mir Ihre Ansicht über die Uebersetzung
der einen oder der andern Wendung erbitten. Vielleicht führt Sie ein Morgenspa-
ziergang einmal in die Nähe der Linkstrasse, falls Sie die vier Treppen nicht scheu-
en (ich hause übrigens jetzt im Vorderhause).
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