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nicht
festliegen.[9]
Wir müssen nach beiden Seiten hin den Schein vermeiden, dass
es uns um irgend welche politische Ziele im gewöhnlichen Sinne des Wortes zu
thun sei. Deshalb habe ich nicht telegraphiert sondern den langsamen Weg des
Briefes
gewählt.[10]
Bei der ungeheuren Fülle des Stoffes kann es unser Ziel nicht sein, Verbrechen
beliebiger einzelner nachzugehen. Wir müssen uns vielmehr nach meiner Ansicht
auf das beschränken, was auf verbrecherische Befehle und Absichten von oben
deutet. Nach diesem Gesichtspunkt ausgewähltes Material erbitten wir von unseren
neutralen Freunden und wollen dann versuchen, an Hand hiesiger Dokumente Be-
weise zu finden, welche für die hiesigen Menschen überzeugend wirken. So hoffen
wir zu einer Besserung der Mentalität letzterer beizutragen, und insbesondere der
Bildung der Revanche-Idee entgegenzuarbeiten. Mein Name darf in diesem Zu-
sammenhang überall genannt werden. Ich thue nichts, was ich nicht vor jedermann
verantworten kann. Mit Planck kann ich leider nichts anfangen. Ich spreche nie mit
ihm über Dinge, die nur von weitem an Politik streifen. Ich würde ihm nur Schmerz
bereiten, ohne dass wir uns verstünden. Diese Menschen sind, wie wenn sie unter
dem Einfluss einer Hypnose stünden; Planck ist durch alles Erlebte schon so er-
schüttert, dass er unbedingt geschont werden
muss.[11]
Er ist sonst so gerecht und
selbstlos, dass man ihm in diesem Kapitel verzeihen muss. Sobald der Präliminar-
friede geschlossen ist,
[12]
werden wir uns an die Regierung wenden, und ich werde
dann Herrn Lorentz sofort über alles berichten.
Einstweilen lasse ich ihm von Herzen danken für die Bereitwilligkeit, mit der er
diese gute Sache fördern will, und bin mit herzlichsten Grüssen an ihn, Sie und Ihre
Frau Ihr
A. Einstein.
ALSX. [70 418].
[1]Einstein was informed of the birth of De Haas’s son by grandfather Hendrik A. Lorentz (see
Doc. 34).
[2]Einstein’s first cycle of lectures at the University of Zurich began on 20 January and lasted about
four weeks (see Doc. 4, note 2; and announcements by Erziehungs-Direktion des Kantons Zürich,
dated 23 December 1918 and 9 January 1919). On the invitation for the second cycle, see Doc. 10,
note 4.
[3]Einstein already knew of Emil Beck’s result two months before its publication in Beck 1919,
which deals with the Einstein–de Haas effect (see Doc. 5, note 7).
[4]Presumably a sum left with Einstein, who was to arrange for the transport of their furniture to
the De Haas family after their return from Berlin to the Netherlands in mid-1915 (see Einstein to Wan-
der and Geertruida de Haas, 16 August 1915 [Vol. 8, Doc. 110]).
[5]Einstein began a two-week visit to Holland in late September 1916.
[6]While declining Einstein’s invitation to join a commission of inquiry into alleged German war
crimes, Lorentz offered his assistance in collecting material and discussing the matter with others.
Lorentz suggested that Einstein contact him during his trip to Paris and Brussels using the address of
his son-in-law (see Docs. 28 and 34).
[7]A few days earlier, Lorentz had suggested that such a commission would have carried more
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