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dass es sich statt um das Kleid des Königs um die Form der Anschauung handelt!
Bitte um vorherige telephonische Nachricht.
Es grüsst bestens Ihr
A. Einstein.
AKS. Rosenthal-Schneider 1980, pp. 83–84. [122 448]. The verso is addressed “Frl. Ilse Schneider
Dörnbergstr. Berlin,” and postmarked “Berlin-Wilmersdorf 1 15.9.19. 7–8N[achmittags].” The ad-
dress is deleted and a second address in another hand has also been deleted. The postcard is redirected
to “Friedrichroda Pension Schütz” by a third person.
[1]Schneider (1891–1990), later Rosenthal-Schneider, was a doctoral student in philosophy, Greek,
and physics at the University of Berlin.
[2]Ewald Sellien (1893–?), who dedicated a copy of his published doctoral dissertation Sellien
1919 from the Christian-Albrechts University in Kiel to Einstein (see entry of 10 September 1919 in
Calendar).
105. From Erwin Freundlich
Schlossberg-Rosenheim 15. Sept. 19
Lieber Herr Einstein,
Ich wollte Ihnen von unserem Sommeraufenthalt Grüsse senden, tue es jedoch
nicht mit einer Karte sondern in einem Briefe, da ich schon seit einigen Tagen ei-
niges mit mir herumtrage, das ich mit Ihnen besprechen möchte.
Dr. Berliner schrieb mir, dass Sie einige Änderungen in der 3. Auflage für not-
wendig
halten.[1]
Ich werde sofort nach meiner Heimkehr die Sache vornehmen
und in Ordnung bringen. Mir hat die Mitteilung, ich gestehe es Ihnen offen, einen
Stich ins Herz gegeben, denn ich weiss nicht, ob das, was Sie zu monieren haben,
in einer Schiefheit der Ausdrucksweise seinen Grund hat, oder in einer prinzipiell
fehlerhaften Auffassung gewisser Dinge und das würde ich mir übelnehmen. Denn
man hofft doch immer über ein gewisses Stadium der Unfertigkeit hinauszukom-
men und empfindet so etwas als enttäuschenden Rückfall. Wenn es Ihnen recht ist,
so sprechen wir die zweifelhaften Fragen nochmals gründlich durch.
Ferner beschäftigt mich folgendes: mir ist der Gedanke peinlich, dass ich durch
meine Bitte, meine Bezüge zu erhöhen,—wenn es auch ausschliesslich durch die
ganz besonderen äusseren Verhältnisse bedingt ist,—den Etat Ihres Institutes so
stark
belaste.[2]
Bei allem guten Willen kann ich ja doch nicht mehr leisten, als mir
gegeben. Wäre es nicht möglich, ohne die Mittel Ihres Instituts in Anspruch zu neh-
men Darum wäre es mir lieb, wenn ich irgend eine Anstellung bekommen könnte.
Ich habe durch Dr. Berliner bei dem Verlag Springer anfragen lassen, habe aber
noch keinen Bescheid und glaube auch nicht, dass ich auf dem Wege etwas erhof-
fen
kann.[3]
Am schönsten wäre es, wenn Sie erreichen könnten, dass ich eine Ob-
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