D O C U M E N T 1 5 0 O C T O B E R 1 9 1 9 2 1 7
150. From Arnold Sommerfeld
München 24. X. 19.
Lieber Einstein!
Zur Frage der Bonner
Professur[1]
möchte ich Folgendes hinzufügen: Koch
schrieb mir einen recht unglücklichen Brief aus Hamburg. Er scheint dort persön-
liche Schwierigkeiten zu haben; auch sachliche, weil dort nichts Spektroskopisches
vorhanden
ist.[2]
Er ist „Katholik und Rheinländer“, und würde wohl gern nach
Bonn gehen (was er mir nicht schreibt, was ich aber nach früheren Äusserungen an-
nehmen
muß).[3]
Ich würde mich also freuen, wenn Sie Ihre Absicht ausführten und
zu dem Referenten Becker
gingen.[4]
Ferner: Füchtbauer war hier; er sehnt sich
nach einem Institut, da er als Extraordinarius bei Paschen nicht frei verfügen kann.
Er meint, dass er nach Hamburg käme, wenn Hamburg frei
würde.[5]
Dann wären
beide Stellen anständig besetzt. Schliesslich würde ich wohl Lenz an die Stelle von
Füchtbauer nach Tübingen bringen
können.[6]
Also die richtige Schiebung, aber
diesmal ohne Schieber-Interessen.
Röntgen hat seinen Abschied eingereicht. Ich hoffe Wien oder Paschen herzube-
kommen.[7]
Kossel wird sich um einen kleinen Zuschuß aus Ihrem K. W. Institut bewerben,
für experimentelle Arbeit. Einer Empfehlung durch mich bedarf es wohl nicht. Er
hat wieder glänzende Gedanken über die Absorptionskanten der X-Strahlen im An-
schluß an neue Versuche von
Siegbahn–Stenström.[8]
Pauli berechnet die Licht- und Merkurbahn nach Weyl. Vielleicht wird dadurch
Weyl
widerlegt.[9]
Dank für Ihre Karte wegen des magnetischen Drehmoments. Ich habe sie an
Granquist
weitergeschickt.[10]
Meine Frau habe ich besser und gefasster wiedergefunden, als ich sie verlassen
hatte.[11]
Mein Schiebungs-Vorschlag bedarf keiner Antwort.
Mit einem ergebenen Gruß an Ihre Frau Gemahlin Ihr
A. Sommerfeld
Erzählte ich Ihnen von meiner angeblichen Entdeckung des Ekajod auf Platten von
Siegbahn, als Beimischung von Brom? Sie hat sich als Irrtum herausgestellt, es war
eine noch nicht ganz aufgeklärte Teufelei
dabei.[12]
ALS. Einstein/Sommerfeld 1968, p. 57. [21 333].
[1]The chair of theoretical physics (see Docs. 45, 100, and 133).
[2]Peter P. Koch (1879–1945) was Professor of Experimental Physics at the University of Hamburg
and director of the State Laboratory of Physics in Hamburg. See entry of 8 June 1919 in Calendar for
Koch’s application to the Kaiser Wilhelm Institute of Physics.