D O C U M E N T 2 0 7 D E C E M B E R 1 9 1 9 2 9 3
[9]After a first visit to Zurich in early October (see Doc. 148), Debye made another trip to Zurich
from 5 to 8 December to negotiate his appointment (see Schweizerischer Schulrat to Departement des
Innern, 19 January 1920, Sz-ArE 80/829 Debye, Bl. 7). For the issues that were under negotiation,
see Doc. 221, note 5.
[10]For the results of the expeditions, see Doc. 164, note 1.
207. To Michele Besso
[Berlin, 12 December
1919][1]
Lieber Michele!
Ich habe mich sehr mit Deinem Briefe gefreut, der mir endlich Deine Adresse
lieferte, und zugleich die Aussicht, Dich wieder einmal in erreichbarer Distanz zu
wissen, allerdings jenseits der schier unübersteigbaren
Valuta-Mauer.[2]
Ungeheuer
hat es mich interessiert, dass Du wieder in das Patentamt zurückgehen willst, in
dieses weltliche Kloster, wo ich meine schönsten Gedanken ausgebrütet habe und
wo wir so hübsche Zeiten zusammen
verlebten.[3]
Seitdem sind unsere Buben gross
geworden und wir alte
Knaben![4]
Vom 16.–18. Januar muss ich in Basel
sein,[5]
wo ein Kongress zur Beratung der
in Palästina zu gründenden hebräischen Universität tagt. Ich glaube, dass dieses
Unternehmen eifriger Mitarbeit würdig ist. Ich gehe nicht deshalb hin, weil ich
mich für besonders sachverständig hielte, sondern deshalb, weil mein seit den eng-
lischen Sonnenfinsternis-Expeditionen hoch im Kurs stehender Name der Sache
nützen
kann,[6]
indem er auf lauwarme Stammesgenossen ermunternd wirkt.
Wissenschaftlich habe ich nicht viel gegenwärtig. Mein Leben ist zu unruhig.
Aber eine lustige technische Sache mache ich gegenwärtig brüderlich mit Nernst
zusammen.[7]
Bei Weyls Theorie zeigt es sich allmählich, dass es keine statischen
Lösungen mit von null verschiedenen elektrostastischen Potentialen gibt (vgl. Ar-
beit von Pauli in der Phys.
Zeitschr.).[8]
Vorne steckt mans hinein (Veränderlichkeit
der Massstäbe durch Potential) und hinten kommt es dank ungeheurer Rechenar-
beit endlich auch wieder heraus. Die Frage, ob die kosmologische Lösung zutrifft,
wird sich vielleicht doch noch einmal durch die Fixstern-Astronomie prüfen las-
sen. Damit plage ich mich immer
wieder.[9]
Meine Mutter kommt zu uns in die Wohnung. Es ist eine traurige Affäre, die
noch etwa ein halbes Jahr schmerzlich ausfüllen
wird.[10]
Es wäre eine ungeheure
Erleichterung für mich, wenn meine Buben mit Mileva im Laufe des nächsten Jah-
res nach Deutschland ziehen würden. Ich denke an Durlach bei Karlsruhe, wo ein
Verwandter von mir, ein ausgezeichneter Mann, Rektor am Gymnasium
ist.[11]
Mit
deutschem Geld kann man in der Schweiz nichts ausrichten, und es ist wohl nicht
richtig, die wenigen Ersparnisse in Schweizergeld zu verbrauchen. Denn man sieht
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