D O C U M E N T 2 1 4 D E C E M B E R 1 9 1 9 3 0 1
Zürich
halten,[6]
so denken Sie doch bitte auch daran, was nur Ihre Anwesenheit
hier schon für uns bedeutet. Wir haben alle solch einen Haufen von Anregungen
durch Sie, dass wir uns bisher immer von Semester zu Semester auf Ihr endliches
Kommen gefreut haben.
Eigentlich wollte ich Ihnen alles dieses erst schreiben, wenn die neue Einladung
der Regierung an Sie abgegangen
sei,[7]
ich wollte gleichzeitig alle Geschütze auf-
fahren. Aber die folgende Bitte veranlasste mich, Ihnen das obige jetzt schon zu
schreiben.
Die zweite Bitte ist nämlich folgende: Endlich habe ich es erreicht, dass von der
Fakultät aus die Besetzung der Professur für theoret. Physik in Angriff genommen
wird. Wir haben nun die erste Kommissionssitzung gehabt und die Kommission hat
mich beauftragt, bei Ihnen anzufragen, ob Sie nicht doch dauernd nach Zürich
kommen
wollten.[8]
Ich kenne ja noch alle Gründe, die Sie mir damals [hier] in Zü-
rich gegen ein solches Projekt in’s Feld
führten.[9]
Aber wir möchten Sie doch un-
bedingt noch einmal anfragen. Denn vielleicht, das können wir natürlich von hier
aus nicht beurteilen, haben sich die Verhältnisse in Berlin so geändert, dass die Vor-
aussetzungen für Ihr Dortbleiben hinfällig geworden
sind.[10]
Und ich möchte doch
auf keinen Fall irgendetwas versäumen, was den Erfolg versprechen könnte, dass
Sie vielleicht doch nach Zürich kämen. Als neues Lockmittel könnte ich Ihnen
noch folgendes bieten. Debye hat ja den Ruf an das eidgen. Polytechnikum erhal-
ten,[11]
und es scheint mir doch sehr sicher zu sein, dass er annimmt. Es sind nur
noch geringe Differenzen wegen des persönlichen Gehalts vorhanden, ich glaube
sicher, dass sie in kurzem erledigt sein
werden.[12]
Und wenn dann auch noch De-
bye hier ist, dann ist doch das wissenschaftliche physikalische Leben hier sehr an-
geregt, und wenn wir uns auch natürlich immer noch nicht mit Berlin vergleichen
können, ganz schlecht ist es dann bei uns doch auch nicht.
Auch die Gehaltsfrage würde sicherlich zu Ihrer Zufriedenheit gelöst werden.
Ich besitze darin allerdings keine Kompetenz, aber meinem Dafürhalten nach dürf-
ten Sie doch sicher a[uf] ein Gehalt von 20–30 000 frs rechnen
können.[13]
Seien
Sie bitte so gut, lieber Herr Einstein, und überlegen Sie sich die Sache zu unserem
Glück, und geben Sie mir dann bitte Nachricht.
Und eine dritte Bitte ist persönlicher Natur. Es soll jetzt auch bei uns eine Stelle
für physikalische Chemie eingerichtet werden. Unser Dekan ist von der betreffen-
den Kommission beauftragt worden, sich bei Ihnen über Bernoulli in Basel zu er-
kundigen. Meine persönliche Bitte ist nun die, ja nicht denken zu wollen, dass ich
etwa auch für eine solche Kandidatur eingetreten sei. Ich möchte nicht, dass Sie
von mir glauben würden, ich könnte die Arbeiten von Bernoulli nicht nach Ihrem
Werte
einschätzen.[14]
Entschuldigen Sie bitte diese letzte Bitte, die meiner Eitel-
keit entspringt.
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