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zu finden. Aber es ist mir nicht wie Ihnen von der Natur gegeben, dass ich anregen-
de Vorlesungen und originelle Gedanken quasi mühelos ausstreuen kann, wie es Ih-
rem feinen und beweglichen Geist verliehen
ist.[3]
Auch die Gabe vollendeter Mit-
teilung, die ich an Ihnen freudig bewundere, ist mir versagt geblieben. So komme
ich mit leeren Händen zu Ihnen, und eine gewisse Enttäuschung kann nicht ausblei-
ben. Dies Gefühl der Selbsterkenntnis erfüllt mich in letzter Zeit umso stärker, weil
ich sehe, dass mein Können nun ganz besonders überschätzt wird, nachdem einige
Konsequenzen der allgemeinen Relativität sich bewährt
haben.[4]
Aber ich werde
mich ernsthaft bemühen, wenigstens das zu thun, was in meiner Kraft steht, und ich
weiss, dass Ihr damit zufrieden sein und mich mit wohlwollender Nachsicht beur-
teilen werdet. So sehe ich dem Amt mit ruhiger Freude entgegen, indem ich es als
ein gütiges Geschenk ansehe. Die Antrittsvorlesung will ich—Ihrer freundlichen
Anregung folgend—über den Aether
halten.[5]
Nun schliesse ich, in dem Gedanken, dass ein kurzer Brief Sie eher erreichen
wird als ein langer. Mit herzlichen Grüssen Ihr
A. Einstein.
ALS (NeHR, Archief H. A. Lorentz). [70 608].
[1]Einstein eventually sent a response to Doc. 229 in Doc. 256, which Lorentz, however, did not
receive before writing the preceding letter.
[2]Lorentz sent a telegram with a prepaid reply form on 10 January requesting a decision in this
matter (see the preceding document).
[3]For a similar self-assessment and comparison with Lorentz and Paul Ehrenfest, see Doc. 256.
[4]A reference to the success of the British solar eclipse expeditions in observing light deflection
by the Sun’s gravitational field and to the explanation of the anomalous perihelion motion of Mercury.
Einstein may also have had in mind the more controversial prediction of a redshift in the spectrum of
the Sun, where he had lately been encouraged by the work of Leonhard Grebe and Albert Bachem
(see Doc. 232) and which he had reported to Lorentz in his previous letter accepting the Leyden posi-
tion (Doc. 256).
[5]In Doc. 254, he gave the topic of the inaugural lecture as “Ether and the Theory of Relativity”
(“Aether und Relativitätstheorie”), also adding that with it he intended to fulfill Lorentz’s wish.
266. From Hugo Bergmann
[London,] Den 19. Januar, 1920.
Sehr geehrter Herr Professor,
Vor einer Woche ist Prof. Dr. Weizmann aus Palaestina zurueckgekehrt, wo er
neben seiner politischen Arbeit auch mit der Frage der Universitaetsbaues be-
schaeftigt
hat.[1]
Wir legen diesem Briefe ein Memorandum bei, welches den Stand
der ganzen Angelegenheit auf Grund unserer Besprechungen mit Prof. Weizmann
darstellt.[2]
Das Aktions-Komite der zionistischen Organisation hat die ersten Summen be-
willigt, damit an den Ankauf des Hauses auf dem Scopus-Berge bei Jerusalem ge-
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