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Kollegen Franz Exner neu zu
besetzen.[2]
Wie Sie wissen werden, besitzen wir 3
Ordinariate für Physik, von denen die beiden anderen durch Lecher und Jaeger be-
setzt
sind.[3]
Bei den bisherigen Beratungen betreffend die Wiederbesetzung der
Exnerschen Lehrkanzel sind starke Gegensätze zutage getreten. Ein Teil der Kolle-
gen tritt für unseren Titular-Ordinarius Ehrenhaft ein, während ein anderer Teil, un-
ter ihnen in erster Linie Lecher, unbedingt gegen Ehrenhaft
sind.[4]
Unter diesen
Umständen bleibt dem etwas ferner Stehenden, wenn er streng sachlich vorgehen
will, nichts anderes übrig, als sich selbst ein Urteil zu bilden. Dies ist der Grund,
warum ich mir erlaube, mich an Sie zu wenden mit der Bitte, mir zu sagen, ob Sie
Professor Ehrenhaft für den geeigneten Kandidaten halten oder nicht. Ich will Ihre
Zeit nicht zu sehr in Anspruch nehmen und erbitte mir darum nicht eine Begrün-
dung Ihrer Ansicht. Mir genügt es, Ihre Ansicht an und für sich kennen zu
lernen.[5]
Mit dem nochmaligen Ersuchen, diese Behelligung entschuldigen zu wollen und
hochachtungsvollst Ihr aufrichtig ergebener
Prof. Dr R. Wettstein
TLS. [10 358].
[1]Wettstein (1863–1931) was Professor of Botany at the University of Vienna.
[2]Franz Exner. Wettstein was a member of the faculty selection committee that was entrusted with
finding a successor to Exner. Einstein had already been approached on the same issue by Rudolf Weg-
scheider (see Docs. 267 and 292).
[3]Ernst Lecher; Gustav Jäger.
[4]See Doc. 292, in which Lecher’s personal dislike for Felix Ehrenhaft is stated.
[5]While acknowledging Ehrenhaft’s originality, energy, and devotion to research, Einstein ex-
pressed reservations regarding his work on the fractional electron, his understanding of current phys-
ics, and his ability to evaluate objectively the results of theoretical and experimental work (see Docs.
269 and 302).
314. To Heinrich Zangger
[Berlin, after 13 February
1920][1]
Lieber Zangger!
Eben kommt Ihr Brief, in dem Sie mich einen elenden Politiker schimpfen. Ha-
ben Sie mehr Vertrauen zu dem Zeitungsquatsch als zu mir? Nein; Sie haben aber
das Bedürfnis, nicht zu viel Eitelkeit und Selbstzufriedenheit in mir aufkommen zu
lassen, indem Sie denken, ich lasse mir durch die Lohnschreiber, die sich gerade
meiner für ihr Geschäft bedienen, den Kopf benebeln. Ich weiss sehr gut, auch ohne
Ihre Wasserkur, dass davon nichts zu halten ist. Morgen schreien sie (nicht Sie),
wenns die Mode verlangt, in einer ganz andern Tonart. Ich selbst weiss, wie gering
meine Kräfte sind, und wenn ich schon eine Stärke in mir finde, so ist es die, gegen
Lob und Tadel der Menschen unempfindlich zu sein. (Merkst
öppis?[2]
)
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