4 8 0 D O C U M E N T 3 5 4 M A R C H 1 9 2 0
[4]In Doc. 293 Einstein was still planning a trip to England, in spite of the Royal Astronomical
Society’s Gold Medal affair.
354. From Heinrich Pfeiffer
Leipzig, Kreuzstrasse 3b, den 16. III 1920
Hochgeehrter Herr Professor!
Ich bedauere, dass Sie mich so missverstanden haben. Sie sagen zum Schluss Ih-
res Briefes „Also Arbeit, aber nicht
Reklame“.[1]
Das ist durchaus unser Grundsatz,
denn wir wissen genau, wie sehr uns die namentlich während des Krieges hervor-
gebrachte Propagandaliteratur „ad hoc“ geschädigt hat, und dass es viel besser ge-
wesen wäre, wenn man das gute vorhandene deutsche Buch dazu benutzt hätte, um
es auf den Ausländer in unserem Sinne wirken zu lassen. Unsere Gesellschaft denkt
nicht daran, irgendwie auszusprechen, dass wir in Deutschland gute deutsche Lite-
ratur hervorbringen, oder dass wir einen guten Absatz bereits nach dem Auslande
haben, oder dass wir einen solchen haben wollen, denn das verbietet schon die
durch den Gegner vorgeschriebene Taktik. Sie werden kaum bisher in der Oeffent-
lichkeit etwas über unsere Gesellschaft gelesen haben, weil wir ängstlich das Er-
gebnis unserer Arbeit, wenn ich so sagen darf, hüten. Wir sind aber ständige Leser
der „Biographie de la Fr.“, des „Bookseller“ und des „Publisher’s Weekly“ und
ähnlicher Organe, aus denen wir ersehen, dass man nicht nur auf dem Wege politi-
scher Propaganda, sondern auch direkt durch vertriebstechnische Finessen das
deutsche Buch, die deutschen Musikalien und die deutschen Lehrmittel zu schädi-
gen sucht. Gegen diese Arbeit gehen wir aber in aller Stille an. Wir haben die ein-
zelnen Regierungsstellen allmählich doch davon überzeugt und haben inzwischen,
was ich Ihnen vertraulich sage, eine einmalige Subvention von zwei Millionen er-
halten, doch bedürfen wir entschieden noch grösserer Mittel, um z. B. da aufzutre-
ten, wo man mit französischen und englischen Gelde die deutschen oder ausländi-
schen Buchhändler, die deutsche Bücher vertreiben, einfach aufgekauft hat. Wir
werden also daran denken müssen, unsererseits Massnahmen zu treffen, um den
wiederum in aller Stille entgegenzuwirken. Es bleibt z. B. nichts anderes übrig, als
Bücherausstellungen namentlich in neutralen Auslande zu machen, oder Reisende
zu entsenden, die durch ihr mitgebrachtes Material den Leuten vor allen Dingen
einmal zeigen, wie das deutsche Buch aussieht und was es alles bietet. Wir können
uns nicht allein auf die Wissenschaftler des Auslands verlassen, die das deutsche
Buch zur Verfolgung ihrer Studien unbedingt benötigen. Es muss da doch selbst-
verständlich ohne jegliche geräuschvolle Propaganda nachgeholfen werden.
Wenn ich von Ihnen, hochgeehrter Herr Professor, ein Gutachten erbeten habe,
so habe ich das selbsverständlich nicht getan, um etwa mit Ihrer Meinung in aller
Welt hausieren zu gehen, sondern um in einer ganz diskreten Verhandlung mit der