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366. To [Paul Nathan]
[Berlin,] 3. IV. 20.
Sehr geehrter
Herr![1]
Ich sende Ihnen den Artikel zurück. Mit dem von Ihnen gewählten Titel und dem
von Ihnen angefügten Schlussabsatz bin ich
einverstanden.[2]
Auf ein Anführen ei-
gener Erfahrungen aus meiner Münchener Schulzeit habe ich verzichtet, da diese
Erfahrungen nichts besonders Prägnantes an sich haben für ferner
Stehende.[3]
Die
Lehrerschaft der Volksschule war liberal und machte keine konfessionellen Unter-
schiede. Unter den Gymnasiallehrern waren einige Antisemiten, hauptsächlich ei-
ner, der den Reserve-Offizier herauskehrte. Unter den Kindern war besonders in
der Volksschule der Antisemitismus lebendig. Er gründete [s]ich auf die den Kin-
dern merkwürdig bewussten Rassenmerkmale und auf Eindrücke im Religionsun-
terricht. Thätliche Angriffe und Beschimpfungen auf dem Schulwege waren häu-
fig, aber meist nicht gar zu bösartig. Sie genügten 〈aber〉 immerhin, um ein
lebhaftes Gefühl des Fremdseins schon im Kinde zu befestigen. Es lohnt nicht, im
Artikel sich darüber auszulassen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
A. Einstein
ALS. [36 623]. There are perforations for a loose-leaf binder at the left margin of the document.
[1]Nathan was political editor of the Berliner Tageblatt.
[2]Presumably the manuscript entitled “Assimilation und Antisemitismus” (Vol. 7, Doc. 34). It was
one of two versions of an article written in April 1920, in which Einstein set out his responses to anti-
Semitism, to Zionism, and to assimilation (see Vol. 7, Docs. 34 and 35).
[3]Einstein attended the Petersschule on Blumenstraße in Munich, his local (Catholic) public pri-
mary school, from 1885 to 1888. For Maja Winteler-Einstein’s description of Einstein’s time there,
see her “Beitrag für sein Lebensbild” in Vol. 1, pp. lviii–lx. See also Vol. 1, Doc. 2, for comments on
his grades, and Vol. 1, Appendix A, for the Volksschule curriculum.
367. From Hans Vaihinger
Halle a. S., Reichardtstr. 15, den 4. April 1920.
Verehrtester Herr College!
Es ist längere Zeit her, dass wir nicht mehr correspondiert haben, und es lag ja
auch nichts Dringendes
vor.[1]
Unterdessen aber hat Ihre Theorie immer stärkere
und längere Wellen geschlagen bis in die Tagesblätter hinein, und alle Welt ist trotz
der politischen Wirren für die neuen Wege interessiert, die Sie der Wissenschaft ge-
wiesen
haben.[2]
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