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Eine Erziehung der Armlosen in der von Ihnen geübten Weise wäre gewiss eine
Wohlthat; ich glaube, dass sich bei der geringen Zahl der in Betracht kommenden
Personen das Ziel erreichen liesse, ohne den schwerfälligen Apparat des Staates in
Bewegung zu setzen
(Stiftung).[2]
Was den Inhalt des Artikels anbelangt, so muss
ich gestehen, dass es mich immer schmerzt, wenn die paar Blümchen, die in mei-
nem Beete gewachsen sind, dazu herhalten müssen, der Fahne des Nationalismus
als Schmuck zu dienen. Ich bin nämlich Pazifist und stets bemüht, in diesen Zeiten
des Hasses versöhnend zu wirken. Nichtsdestoweniger danke ich Ihnen für den gu-
ten Willen und für die aufgewandte Mühe [und] Arbeit.
Mit vorzüglicher Hochachtung
A. Einstein.
ALS. [45 162].
[1]Carl Hermann Unthan (1848–1928) was a vaudeville performer. Known as the “armless violinist
of Leipzig,” Unthan, born without arms, had served in the German military as a morale booster for
soldiers who had lost limbs.
[2]Unthan’s dream was an institute for children and adults who had accidentally lost their limbs
(see Unthan 1916 and 1935, p. 271).
371. To Paul Ehrenfest
[Berlin,] 7. IV. 20
Lieber Ehrenfest!
Die Antrittsvorlesung ist fertig, aber nicht schön, sondern knorrig. Du würdest
es viel hübscher gemacht haben. Gedruckt ist sie noch nicht. Was nützt der Druck
ohne Umschlag, ohne die Anreden, von denen Du schreibst, und die ich mit Dir be-
sprechen
muss.[1]
Es schadet ja wohl nichts, wenn die Publikation erst nach der
Rede geschieht? Wenn Druck vorher nötig, dann müsste ich doch alle Einzelheiten
wissen.[2]
Denn man muss doch alles zusammen drucken. Was meinst Du dazu?
Ich komme um den 1. Mai zu Euch, und zwar mit einer der Geigen. Die meinige
ist
wundervoll.[3]
Also freut Euch darauf. Wenn die Ernennung nicht rechtzeitig
kommt, so schadet es ja nicht, wenn ich schon dort
bin.[4]
Ich bitte Dich jedenfalls,
an die hiesige holländische Gesandtschaft schreiben zu lassen, damit ich hier nicht
unnötige Schwierigkeiten mit der Einreise habe. Ich kann nämlich leider nicht viel
länger warten, weil ich versprochen habe Anfangs Juni in Kristiania zu sein, um
dort ein paar Vorträge zu
halten.[5]
Wenn Du mir einige Antrittsreden schickst, so werde ich versuchen, noch alles
rechtzeitig hier drucken zu lassen. Soll das Titelblatt holländisch sein? Müssen die
Anreden an die Curatoren, Lorentz, Onnes etc. auch gedruckt
werden?[6]
Ich fühle
mich dem allem gegenüber wie ein Kind vor dem ersten Schultage (Unsicherheit
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