D O C U M E N T 3 7 3 A P R I L 1 9 2 0 5 0 3
Ich habe Dir, glaube ich, alles Nöthige über die Form der Rede mitgetheilt. Du
bist in jeder Beziehung ganz frei:
1.) Vor oder nach Rede publicieren. 2.) Mit oder ohne Anreden abdrucken lassen
etc.— Man wird mit allem zufrieden sein und wird (das ist die feine Art der Hol-
länder) auch jeden Missgriff im einzelnen lächelnd verzeihen, weil man ja weiß
dass Du im Grunde mit Sympathie im Herzen hierher kommst.— Was ich Dir hier
gegeben habe ist einfach das „Liebesbriefmuster“. Wirklich ernst ist mir höchstens
Dir begreiflich zu machen, dass die Stiftung „das Leidsche Universitätsfonds“
wirklich eine sehr sympathische Einrichtung ist.
Nun thue was Du willst. Ich stehe Dir in jeder Beziehung zur Verfügung.
Warum sich die Bestätigung Deiner Professur durch die Regierung solange ver-
zögert?— Wahrscheinlich hängt es damit zusammen, dass der Minister wegen des
bolschewistischen Auftretens (als Leiter und Propagandisten) von einigen Profes-
soren im
Lande[21]
vielleicht noch erst in Berlin feststellen lässt ob Du nicht auch
so ein Bolschevismus-Propagandist bist. Denn je berühmter Du bist, desto mehr
muss sich natürlich der Minister hüten mit Dir eventuell einen Agitator an seinen
Busen zu nehmen! Aber wir hoffen, dass diese ganze Kanzleigeschichte bald in
Ordnung kommen wird.
Deshalb finden wir als vortrefflich (ganz besonders meine Kinder!!) dass Du ge-
gen 1. Mai oder auch vorher!! zu uns
kommst.[22]
Onnes wird direct veranlassen,
dass man Dir in Berlin den Pass gibt. [N. B. bringe diesmal aus Berlin ein Dutzend
kleine Photos von Dir mit für Legitimationskarten etc.— Ist ja hier alles so sehr
viel
theurer!—][23]
Sollte sich Deine Ernennung noch weiter verzögern—jedenfalls haben wir die
Geldmittel beschickbar um Dir alle Unkosten zu ersetzen.

Ich wäre Dir sehr dankbar, wenn Du Sommerfelds Buch und Fajans: Radioacti-
vit[ät] mitbringen
wolltest.[24]
Die neueren Bücher sind jetzt gar nicht mehr zu er-
halten.

Dass Dostojewsky einen so großen Eindruck auf Dich gemacht hat freut mich
enorm. Die Brüder Karamasow habe ich absichtlich noch nicht
gelesen.[25]
Ich spa-
re es mir auf, bis es mir einmal ganz ans Genick gehen wird.— Vorläufig ist der
„Idiot“ von Dostojewsky für mich das Größte und Feinste.

Ich habe kürzlich zum erstenmal die Mathäus-Passion gehört und zwar in einer
excellenten
Aufführung.[26]
Es ist etwas Grandioses an Schönheit und an Innigkeit.
Ich freue mich schon voll Ungeduld darauf bestimmte Musik Dir zu zeigen und
mit Dir über einige bestimmte einigermaßen philosophische Fragen („prinzipiell
lückenlose Beschreibbarkeit mit physikal. Mitteln“) sprechen zu können.
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