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Durch diese Aktion, welche nur den Bibliotheken zugute kommen wird, erübrigt
sich aber eine Massregel für den Buchhandel von der vo[n] Ihnen vorgeschlagenen
Art keineswegs.
Mit vorzüglicher Hochachtung
TLC. [43 422]. Addressee’s name is typed above salutation: “Herrn Justizrat Dr. Jul. Burghold Frank-
furt a/M.” Cropped carbon copy. There are slight textual variations and one deleted passage (see note
3) in the draft to this letter written in Ilse Einstein’s hand [43 420].
[1]Einstein 1920b (Vol. 7, Doc. 36).
[2]The Neue Zürcher Zeitung solicited a short statement on how to assist Germany and Austria in
acquiring foreign scientific literature in Doc. 359.
[3]A copy of Burghold’s proposal was sent to the Academy (see Doc. 381).
[4]Ilse Einstein’s draft of this letter [43 420] includes the following deleted fragmentary sentence
at this point: “Ich könnte allenfalls eine von anderer Seite unternommenen Aktion.”
[5]On the Anglo-American initiative to establish a library of scholarly works in Central Europe, see
Doc. 379, note 2.
397. From Hermann Coenen
Breslau, den 25. April 20.
Hoch verehrter, lieber Herr Professor!
Von allen allgemein verständlich abgefassten Büchelchen über Ihre Theorie ist
Ihr eigenes (Heft 38
Vieweg)[1]
das beste und verständlichste. Das blaue Buch von
Pflüger ist teilweise zu kurz, und daher unklar, besonders beim Michelsonschen
Versuch. Aber der kleingedruckte Abschnitt ist
gut.—[2]
Wir hatten vor einigen Wochen eine längere Diskussion über Ihre Ideen in der
Anatomie, was den Herren so interessant war, dass sie auch spät nach dem Abend-
essen noch nicht aus einandergehen wollten und schliesslich alle mit rotem Kopf
diskutierten.—
Ich wollte sie aber gern etwas fragen:
Man sagt, Gedanken sind blitzschnell. Aus Ihren Folgerungen ergibt sich ande-
rerseits, dass der Zeitbegriff eine Illusion ist. Könnte man sich vielleicht auf grund
dieser beiden Tatsachen das sogenannte „zweite Gesicht“, das manche Menschen
besitzen sollen, erklären? Es ist doch eigenartig, dass es so etwas geben kann, dass
manche Menschen tatsächlich in die Zukunft blicken können. So wurde vor meh-
rern Wochen von verbürgter Seite erzählt, dass jemand Morgens den Tod eines be-
rühmten Kehlkopfarztes in Ostpreussen angekündigt habe, während die Todes-
nachricht erst viel später eintraf. Ich will diesem Fall noch einmal auf den Grund
gehen und möchte Sie zunächst nur fragen, ob sich aus Ihrer Theorie die Möglich-
keit solcher Vorkommnisse ergibt.
Hoffentlich geht es Ihnen gut, denn Ihre Welt, die etwas ganz anderes ist, als die
unsere, wankt nicht, wie die politische Bühne, die uns anderen das Leben so sauer
macht.—
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