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12. From Arnold Sommerfeld
München, den 25. März 1919
Lieber Einstein!
Ich habe ein doppeltes Attentat auf Sie.
Einmal wegen des Stipendiums für Lenz. Darüber findet sich das Wesentliche
auf dem officiellen
Blatt.[1]
Ich will also nur hinzufügen, dass ich Lenz wirklich für
sehr tüchtig halte und ihm endlich einmal die rechte Muße zur Entwickelung wün-
sche. Sodann wegen der Spektralarbeit von Kossel und
mir.[2]
Sie soll am 25. IV in
der nächsten Sitzung der D. physikal. Ges. vorgelegt werden. Da Scheel mir
schreibt, dass er sonst noch keinen Stoff hat, wäre ich Ihnen sehr dankbar, wenn Sie
die Sache ansehen und einen kleinen Vortrag darüber halten
wollten.[3]
Ich würde
Ihnen das nicht zumuten, wenn ich nicht überzeugt wäre, dass die Sache Sie inter-
essiren wird (sie ist wirklich sehr schön) und dass Sie Ihnen nur ein Minimum an
Mühe bereiten wird. Wenn Sie auf meinen Vorschlag eingehen, so sagen Sie bitte
der Versammlung, dass ich es traurig empfinde, bei der jetzigen Verkehrsmisere
dauernd an den Sitzungen verhindert zu
sein.[4]
Ferner betonen Sie recht die Ver-
dienste des netten alten Goldstein, die bei unserem Verschiebungssatz wieder recht
hervortreten.[5]
Ich hätte Goldstein selbst gebeten, das Referat über unsere Arbeit
zu halten, fürchte aber, dass ich ihm damit neben einer gewissen Freude eine grosse
Menge Mühe und Angst vor den Quantenzahlen bereiten würde. Das Ms. ist nicht
für den Druck bestimmt, sondern nur zu Ihrer Orientirung da; das Druckms. unter-
liegt noch der Kritik von
Paschen.[6]
Scheel möchte bis Anfang April Nachricht ha-
ben, ob Sie vortragen. Wollen Sie so gut sein, ihn anzutelephoniren? Schade, dass
Sie nicht hier
waren.[7]
Ihr
A. Sommerfeld.
ALS. [21 332]. Einstein/Sommerfeld 1968, pp. 56–57. Written on letterhead “Institut für theoret. Phy-
sik München, Universität, Ludwigstrasse 17.”
[1]See the preceding document.
[2]Kossel and Sommerfeld 1919, see note 5. Walther Kossel (1886–1956) was Assistent in physics
at the Technical University of Munich.
[3]Scheel was editor of the proceedings (Verhandlungen) of the German Physical Society (DPG).
[4]Due to workers’ strikes, rail traffic was heavily hampered during March and April 1919. The bi-
weekly Friday meetings of the DPG took place at the University of Berlin.
[5]Eugen Goldstein (1850–1930) was a physicist at the observatory of the University of Berlin. In
Goldstein 1907 he reported on experiments in which he had subjected dilute gases of alkali atoms to
strong currents, obtaining spectra that showed lines of a nonserial character only (similar to the
spectra produced by noble gases), instead of the expected combination of serial and nonserial lines.
According to Kossel and Sommerfeld, Goldstein had measured the spectra of singly ionized atoms
and they invoked his results as support for their idea that singly ionized atoms of alkali metals exhibit
spectral similarities to the atoms of the noble gas preceding them in the periodic table. Kossel and