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gend deuten lassen, dagegen ganz leicht als Brechungseffekte zu erklären sind; und
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der Einfluss den der Betrag der Rand-Zentrum-Verschiebungen durch die An-
wesenheit benachbarter Linien erfährt. Ein [Na]chbar auf der roten Seite verklei-
nert die Rotverschiebung, ein [Na]chbar auf der violetten Seite vergrössert die Rot-
verschiebung, und zwar ist, ceteris paribus, die erstere Wirkung grösser als die
zweite, genau so wie die Dispersionstheorie es
verlangt.[10]
(Unter 656 Linien ge-
messen von Adams, Evershed und
Royds,[11]
fanden wir 44 Linien mit rotem, 49
mit violettem Begleiter. Erstere gaben als mittlere Verschiebung 0,0044 Å, letztere
0,0077 Å, während der Mittelwert für alle 656 Linien 0.0063 war). Für die Ver-
schiebungen Sonnen-Zentrum-Lichtbogen scheint ähnliches zu gelten, wie aus der
ausführlichen Arbeit von Albrecht (Astroph. Journ. 41, 333 (1915) und 44, 1
(1916))[12]
hervorgeht. Royds, der die Albrechtschen Resultate bekämpft (Kodaik.
Bull.
48),[13]
findet nichtsdestoweniger selber, dass 17 Linien mit rotem Begleiter
eine Rotverschiebung ( –Lichtbogen) von nur 0,0032 Å , dagegen 30 Linien mit
violettem Begleiter eine solche von 0,0079 Å ergeben. Das Gesammtmittel aller
von ihm berücksichtigten Linien gibt er nicht an.
[St. John, Evershed, und Larmor haben sich zwar bemüht zu zeigen, dass eine
gegenseitige Beeinflussung benachbarter Linien nicht besteht und theoretisch (Lar-
mor) nicht in merklichem Maße zu erwarten
sei;[14]
ich glaube aber den Grund
ihrer Behauptungen auf eine unrichtige Vorstellung von dem Wesen der Disper-
sionslinien zurückführen zu können.— Wir sind jetzt im Laboratorium damit be-
schäftigt, die Frage der engen Linienpaare eingehend visuell und mikrophotome-
trisch, mittelst künstlicher Linien, zu
untersuchen].[15]
Falls also wirklich durch anomale Dispersion in der Sonne die Spektrallinien
merkliche Verschiebungen zeigen können, sowohl nach Violett wie nach Rot hin,
dürfte es möglich sein, das Fehlen einer Gravitationsverschiebung von der gehöri-
gen Grösse bei mehreren Linien dadurch zu erklären, dass eben bei jenen Linien
eine auf Dispersion beruhende Violettverschiebung den Gravitationseffekt teilwei-
se verdeckt.
Deshalb hoffte ich dass es gelingen würde, das gesammte Material der gemes-
senen Rotverschiebungen ziemlich vollständig als die Aufeinanderlagerung zweier
Haupteffekte zu deuten: einer—gleichmässig mit der Wellenlänge zunehmenden—
Gravitationsverschiebung der Eigenfrequenzen, und einer—stark fluktuierenden—
Verschiebung der umhüllenden Dispersionslinien.
Die nachfolgenden Daten bezüglich -Lichtbogen-verschiebungen standen
uns bis heute zur Verfügung: die Tabellen von Grebe u. Bachem (Juni '19), Ever-
shed (Kod. Bull. 36), Royds (Kod. Bull. 38), Evershed und Royds (Kod. Bull.
39),[16]
im ganzen 446 Durchschnittswerte für einzelne Linien. Wir teilten das
Spektrum in drei Teile, jeder 800 Å umfassend, und bildeten für jede Abteilung den
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