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PRINCETON LECTURES 519
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Derselbe
Ausbreitungsvorgang läßt
sich
aber
auch
von
K'
aus be-
trachten,
wobei ebenfalls das
Prinzip
der Konstanz der Lichtgeschwin-
digkeit erfüllt
sein
muß.
Es
gilt
also in
bezug
auf
K'
die
Gleichung:
E(Axv)2-c2At2
=
0..........(22a)
Die
Gleichungen
(22a)
und
(22)
müssen
vermöge
der Transforma-
tion
für
Koordinaten und
Zeit,
welche dem
Übergange
von
K
zu
K'
entspricht,
einander gegenseitig
bedingen. Eine
Transformation,
welche
dies leistet,
wollen
wir eine
"Lorentz-Transformation"
nennen.
Bevor wir diese
Transformationen näher
ins
Auge
fassen,
mag
noch
eine
allgemeine
Bemerkung
über
Raum und Zeit
Platz
finden.
Raum
und
Zeit
waren
in der
vorrelativistischen
Physik
getrennte
Wesenheiten. Zeitliche Urteile
galten unabhängig
von
der Wahl des
Bezugsraumes. Bezüglich
des
Bezugsraumes
war zwar
bereits die
Newtonsche
Mechanik
relativ,
so
daß
z.
B.
der
Aussage
der Gleichräum-
lichkeit zweier
nicht
gleichzeitiger
Ereignisse
kein
objektiver
(vom
Be-
zugsraum unabhängiger)
Sinn zukam. Aber diese
Relativität
spielte
im Aufbau der Theorie keine
Rolle. Man sprach
von
Raumpunkten
wie
von
absoluten
Realitäten, ebenso
wie
von
Zeitpunkten.
Es wurde
nicht
beachtet,
daß
das wahre Element der raumzeitlichen
Beschreibung
das
Ereignis
sei,
welches durch vier Zahlen
x1, x2, x3,
t
zeit-raumlich
beschrieben
wird. Die
Auffassung
des Geschehens
war
immer die eines
vierdimensionalen
Kontinnums;
aber diese Erkenntnis
wurde
durch
den
absoluten
Charakter
der vorrelativistischen Zeit
verdunkelt. Mit dem
Verlassen der
Hypothese
vom
absoluten
Charakter
der
Zeit, insbesondere
der
Gleichzeitigkeit drängt
sich
jedoch
die
Erkenntnis
von
der Vier-
dimensionalität
des Zeit-Räumlichen
unmittelbar
auf. Nicht der Raum-
punkt, in
dem
etwas
geschieht,
nicht
der
Zeitpunkt,
in dem etwas ge-
schieht,
hat
physikalische
Realitat, sondern
nur
das
Ereignis
selbst.
Zwischen zwei
Ereignissen
gibt
es
keine absolute
(vom Bezugsraum
unabhängige)
räumliche und keine absolute zeitliche
Beziehung,
wohl
aber
eine absolute
(von
der Wahl des
Bezugsraumes
unabhängige)
zeit-
räumliche Beziehung, wie
aus
dem
Folgenden hervorgehen
wird. Der
Umstand,
daß
es
keine
objektiv-sinnvolle
Zerspaltung
des vierdimensio-
nalen
Kontinuums
in ein
dreidimensional-räumliches und ein eindimen-
sional-zeitliches Kontinuum
gibt, bringt
es
mit
sich,
daß die Natur-
gesetze
erst dann ihre
logisch befriedigendste
Form
annehmen,
wenn
man
sie
als Gesetze im vierdimensionalen Raum-Zeit-Kontinuum
aus-
drückt.
Hierauf
beruht der
große
methodische Fortschritt, den die
Relativitätstheorie
Minkowski verdankt.
Von diesem
Standpunkt
aus
[33]
haben
wir
X1, X2,
x3,
t
als die vier Koordinaten eines
Ereignisses
im
vierdimensionalen Kontinuum des Geschehens
zu
betrachten.
Die
an-
schauliche Belebung
der
Relationen dieses vierdimensionalen Kontinuums
gelingt
uns
viel
waniger
als
diejenige
des dreidimensionalen euklidischen
Kontinuums;
aber
es
muß
betont
werden,
daß auch die
Begriffe
und
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