D O C U M E N T 1 3 M A R C H 1 9 1 9 2 3
zustande kommen durch die Kombination, die es dort mit den vorhandenen Elek-
tronen bildet. Bei dieser Kombination spielen meines Erachtens aber die Atom-
elektronen die Hauptrolle, schon weil sie in der Mehrzahl sind.
Um ein akustisches Bild zu benutzen handelt es sich doch wohl darum, zu be-
rechnen, was für Töne entstehen, wenn man eine Bleikugel gegen eine Glocke
schießt. Es entstehen dann nur Schallwellen, deren die Glocke fähig ist. Solange
die Kugel die Glocke berührt, außerdem noch solche, die sich aus der Kombination
von Glocke und Kugel ergeben. Aber auch unmittelbar nach dem Abprallen der
Kugel entstehen noch sehr schnelle stark gedämpfte, ja vielleicht aperiodische
Schwingungen der Glocke, die sehr schnell abklingen im Vergleich zu der lange
nachtönenden Eigenschwingung der Glocke. Es wird ein Klirren bei und unmittel-
bar nach dem Aufprall zu hören sein. Dieses möchte ich mit der Impulsstrahlung
in Parallele setzen. Mit andern Worten, es sind im Atom noch andere Schwingun-
gen möglich als die Bohrschen, vielleicht dadurch, daß das ganze Ringsystem
durch den gewaltsamen Einbruch des Kathodenelektrons kurze Zeit stark defor-
miert wird, oder, was auf dasselbe hinausläuft, dadurch, daß der positive Kern stark
erschüttert wird.
Wenn es, wie es beim Leuchten von Kanalstrahlen gelungen ist, möglich wäre,
das Abklingen des Leuchtens an fliegenden Atomen zu beobachten, würde man
nach der skizzierten Vorstellung Impulsstrahlung und Fluoreszenzstrahlung räum-
lich getrennt beobachten können. Das erscheint aber für Röntgenstrahlen aussichts-
los wegen ihres viel zu schnellen Abklingens und sonstiger experimentellen
Schwierigkeiten.
Ich sehe vorläufig weiter keine Möglichkeit, der Erforschung des Strahlungsme-
chanismus näher zu kommen, als die Polarisation des Röntgenbandenspektrums
einmal spektroskopisch genau zu messen oder doch einwandfrei festzustellen. Der
experimentelle Weg ist der, daß man einen senkrecht zur Kathodenstrahlrichtung
austretenden Röntgenstrahl an einem Kristall unter 45° Einfallswinkel einmal
parallel den Kathodenstrahlen, einmal rechtwinklig gekreuzt zu ihrer Richtung re-
flektieren läßt. Im ersteren Falle müßte die Bandenstrahlung optimal reflektiert
werden, im letzteren erheblich schwächer, die Linienstrahlung dagegen in allen
Richtungen gleich stark.
Der Versuch dürfte mit der Debye–Scherrerschen Anordnung am leichtesten ge-
lingen,[8]
da man bei ihr sämtliche Reflexionsrichtungen gleichzeitig bekommt.
Man legt den Filmzylinder jedoch koaxial mit dem einfallenden Strahlenbündel, so
daß die Spektrallinien auf dem aufgerollten Film als gerade Linien erscheinen. Die-
se sind dann auf der ganzen Länge gleich stark geschwärzt, der parallel laufende
Bandenhintergrund dagegen müßte zwei Maxima der Schwärzung zeigen.
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