D O C U M E N T 4 1 6 J A N U A R Y 1 9 2 5 6 3 1 türlich ein, dass man nicht alle Veranstaltungen internationalen Charakters in einen Topf werfen dürfe. Es ist ja klar, dass es nie zu einer Wiederherstellung normaler Beziehungen kommen kann bei folgender Sachlage: Es existieren n voneinander unabhängige Veranstaltungen, welche die Deutschen ausgeschlossen haben und voneinander unabhängig funktionieren. Wenn man nun jede Annäherungsbestre- bung einer von diesen zurückweist mit dem Hinweis auf das Verhalten der übrigen, dann verewigt man durch sein Verhalten diesen Zustand. Trotz der mangelnden Logik der Begründung hielt ich es nicht für richtig, weiter in ihn zu dringen. Denn das Stimmungsmässige ist das Primäre und die Begrün- dung sekundär und—auswechselbar. Ich beurteile Plancks wirkliche Situation so: Er selbst thäte es eigentlich gerne, aber die Gebundenheit an seine ¢soziale ² Ge- meinschaft erlaubt es ihm nicht. Die politischen Ereignisse der letzten Wochen, welche hier grosse Verbitterung ausgelöst haben,[2] haben offenbar für seine Ent- scheidung den letzten Ausschlag gegeben. Wie fest sein Entschluss ist, können Sie am besten daraus erkennen, dass er mir ausdrücklich auftrug, Sie zu ersuchen, ihm nicht über diese Angelegenheit zu schreiben. Ich bin recht traurig über diesen Ausgang der Angelegenheit. Die epidemische Krankheit der Europäer sitzt im kleinen Gehirn und kann deshalb mit Argumenten nicht bekämpft werden. Ich fürchte wir können im gegenwärtigen Augenblick kei- nen Menschen von hinreichendem Ansehen finden (für die lokale Kommission) der von den hiesigen als einer der Ihrigen angesehen wird und Vertrauen geniesst. Wir werden wohl warten müssen, bis das politische Barometer wieder ein Maximum anzeigt. Nächsten Winter werde ich wahrscheinlich die grosse Freude haben, Sie auf der Reise nach Pasadena zu begleiten.[3] Ausserdem freue ich mich, Sie in einem Mo- nat bei der Feier in Leiden[4] wiederzusehen. Ihnen und Ihrer lieben Familie herzliche Grüsse und Wünsche Ihr A. Einstein. ALS (NL-HN, Archief H. A. Lorentz). Nathan and Norden 2004, pp. 91–92, and Kox 2008, pp. 569– 570. [16 577]. [1]Max Planck. For their previous correspondence regarding such a committee for the International Committee on Intellectual Cooperation, see Doc. 399. [2]Possibly a reference to the recent political turmoil caused by the fall of Chancellor Wilhelm Marx’s coalition, the dissolution of the Reichstag, and the ensuing acrimonious election campaign. The second general election of the year 1924 had been held on 7 December. The negotiations to build a new coalition had also caused a great deal of political acrimony (see Winkler 1993, pp. 266–275). [3]They had both been invited by Robert A. Millikan to spend the winter semester of 1926 at the California Institute of Technology (see Doc. 400). [4]At the celebrations for the 350th anniversary of the University of Leyden.
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