108 DOCUMENT 92 MARCH 1908 dienten Erfolg! Das interessiert uns natürlich riesig, wie Sie plötzlich zu die- sen Konnexionen kommen, wir hoffen später darüber mehr zu vernehmen. Bezieht sich Ihre Diskretion auch auf den Ort? Denn das nimmt uns vor allem wunder, wohin sie kommen. Ist es etwa Zürich?, das wäre ein Glück. Gestatten Sie mir nur eine kleine Bemerkung. Da ich Sie als vertrauensse- ligen Menschen kenne, der mit den "realen Mächten der rauhen Wirklichkeit" nicht so gut bekannt ist, wie mit den physik. Gesetzen der unverfälschten Na- tur, so ist es vielleicht am Platz, Sie zur Vorsicht u. genauen Prüfung zu mah- nen u. vor allem zu untersuchen ob Ihr Protektor nicht nur den guten Willen sondern auch die nötige Macht besitzt.[2] Ferner dürfte ich Sie vielleicht daran erinnern, daß Sie sich seiner Zeit dahin äußerten, daß Sie eine Stelle am Gym- nasium einer Professur vorziehen würden. Sie wissen, daß ich persönlich ja anders denke u. Ihnen unbedingt zur Annahme der Professur rate, aber sollten Sie immer noch auf dem frühern Standpunkt stehen, so könnten Sie sich hier immerhin melden, das würde geheim gehalten, so daß Sie absolut nichts ris- kieren würden. Sie werden merken, daß ich hier etwas pro domo spreche, da ich Sie allzugern bei mir hätte, aber Sie werden sich dadurch gewiß in keiner Weise beeinflussen lassen. Aus der Schlußbemerkung Ihres Briefes scheint fast herauszulesen, daß Sie unsere 2 letzten Briefe nicht erhalten haben, die wir als Antwort auf den lieben Brief Ihrer Frau etwa Mitte Januar an Ihre Adresse abgeschickten ha- ben.[3] Zur Orientierung erwähne ich, daß in den Briefen u. a. die Mitteilung vom Tode meiner Schwiegermutter so wie der langen Abwesenheit meiner Frau enthalten war.[4] Es würde uns interessieren zu vernehmen, wie es damit steht. Bei uns geht alles gut. Später mehr. Viele herzl. Grüße an Sie alle, Ihr A. Gasser. Bitte um sofortige Antwort, ob Sie sich vielleicht trotzdem noch melden wol- len. ALS. [11 338.1]. [1]Gasser sought a position for Einstein at the Technikum Winterthur (see Doc. 74). He was anticipating events involving the professorship at the University of Zurich, however, as Ein- stein did not receive an appointment there until May of the following year. [2]The protector was Alfred Kleiner (see Doc. 80). [3]One of them is Doc. 74. [4]Gasser's mother-in-law was Anna Reiniger (1861-1907), his wife Hedwig Gasser-Rei- niger. The mother-in-law died on 5 December 1907 in Leipzig, where the funeral took place (see Kirchenbuch. Verzeichniß der in der Kirchengemeinde zu Uebigau Geborenen und Gestorbenen, 1858-1889, GyUebPf, p. 38).
Previous Page Next Page