DOCUMENT 76 ON SUPERCONDUCTIVITY 169 Theoretische Bemerkungen zur Supraleitung der Metalle von A. EINSTEIN Der theoretisch arbeitende Naturforscher ist nicht zu beneiden, denn die Natur oder genauer gesagt: das Experiment, ist eine unerbittliche und wenig freundliche Richterin seiner Arbeit. Sie sagt zu einer Theorie nie "ja" sondern im günstigsten Fall "viel- leicht", in den meisten Fällen aber einfach "nein". Stimmt ein [1] Experiment zur Theorie, bedeutet es für letztere "vielleicht", stimmt es nicht, so bedeutet es "nein". Wohl jede Theorie wird einmal ihr "nein" erleben, die meisten Theorien schon bald nach ihrer Entstehung. Wir wollen hier einen kurzen Blick auf die Schicksale der Theorien der metallischen Leitung werfen und auf den um- wälzenden Einfluss, welchen die Entdeckung der Supraleitung auf unsere Ideen von der metallischen Leitung ausüben muss. Nachdem erkannt war, dass die negative Elektrizität in sub- atomistischen Trägern von bestimmter Masse und Ladung (Elek- tronen) verkörpert sei, lag die Annahme nahe, dass die metallische [2] Leitung auf der Bewegung von Elektronen beruhe. Der Umstand ferner, dass Metalle die Wärme weit besser leiten als Nicht-Metalle, sowie das Wiedemann-Franz'sche Näherungsgesetz über die Substanz- [3] Unabhängigkeit des Verhältnisses der elektrischen und thermischen Leitvermögens der reinen Metalle (bei gewöhnlicher Temperatur) führte dazu auch die thermische Leitung in der Hauptsache den Elektronen zuzuschreiben. Diese Umstände gaben Anlass zu einer nach dem Muster der kinetischen Gastheorie gebildeten Elektronen- theorie der Metalle (RIECKE, Drude, H. A. Lorentz). Diese Theorie [4]
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