D O C U M E N T 1 1 0 S E P T E M B E R 1 9 2 3 177 schleift. Es scheint, dass diese Schwierigkeit nur in dieser Weise befriedigend und wirtschaftlich gelöst werden kann. Nun zum Nachdreh-Problem.[4] Ich muss gestehen, dass ich mich für den gewöhnlichen Schiffskreisel zum Wendemotor bekehrt habe, der eine Energie- Übersetzung von 104 liefert und für die gewöhnlichen Fälle hinreichende Empfind- lichkeit besitzt bei erfreulich robuster Konstruktion. Seine Kontakte liefern hinreichend Energie zum Betrieb eines Siemensgebers, wenn man die Umdre- hungszahl, die auf den Siemensgeber übertragen wird, auf heruntersetzt. Mit der Verstärkerröhre wird experimentiert. Sie muss angewendet werden, wenn grössere Empfindlichkeit als etwa 0,2 Grad verlangt wird. Die Verstärkerröh- re ist an sich ein höchst vollkommenes Instrument, hat aber für unseren Gebrauch schwere Mängel. Die uns vorliegenden Röhren, die letztes Jahr gekauft sind, kön- nen bei einer Betriebsspannung von 120 Volt nur etwa 1 Watt abgeben, also viel zu wenig für das Antreiben des Siemensgebers. Man müsste also viel grössere Röhren haben. Die Anwendung von höheren Spannungen bringt Unbequemlichkeiten. Fer- ner arbeiten die Röhren wirklich vorteilhaft nur dann, wenn man sie mit Gleich- strom anregt nur dann können sie Wechselstrom in Wechselstrom gleicher Periode und Form umsetzen. Gleichstrom von 120 Volt steht nicht stets zur Verfügung. Um wirklich hohe Übersetzungen zu erhalten, wären sogar viel grössere Spannungen erforderlich. Braucht man Aggregate von Verstärkerröhren, so ist auch die Wartung bei Versagern nicht so einfach. Jedesmal wenn ein Glühdraht durchbrennt, kommt die Nachdrehvorrichtung in Gefahr zu versagen. Dagegen scheint der Wendemotor sozusagen keine Störungsgefahren zu bieten und seine Lebensdauer ist praktisch unendlich. Wenn grössere Genauigkeit der Nachdrehung gefordert werden, kann die Ver- stärkerröhre mit dem Wendemotor kombiniert werden. Aber ein vorteilhafter Er- satz des Wendemotors durch die Verstärkerröhre ist recht unwahrscheinlich. Die Versuche werden fortgesetzt, hauptsächlich darüber, ob die Verstärkerröhre mit Wechselstrom allein vorteilhaft betrieben werden kann. Herzliche Grüsse an Sie und Ihre Frau von Ihrem A. Einstein. ALS (GyOCZ). Lohmeier and Schell 2005, pp. 188–189. [80 282]. [1]Dated by the fact that the meeting of the Deutsche Physikalische Gesellschaft began on 16 Sep- tember 1923. [2]A reference to the planned meeting of the Deutsche Physikalische Gesellschaft to be held 16– 22 September in Bonn. The location had been chosen as a means of demonstrating against the Allied occupation of the Rhineland. For Einstein’s previous reservations about the location, see Doc. 74. For Max Born’s opinion and his request for the position of physicists in Berlin, see Doc. 105. 1 10 ----- -