5 6 0 D O C U M E N T 3 4 9 A U G U S T 1 9 2 6 gefunden, gemäss welchen sich ein Planet um die Sonne bewegen würde, wenn ausser ihm keine anderen Planeten vorhanden wären. Aus diesen Gesetzen hat Newton das allgemeine Bewegungsgesetz sowie sein Gravitationsgesetz abgelei- tet. Diese Newtonschen Gesetze sagen ganz allgemein aus, wie sich Massen bewe- gen müssen, die durch keine anderen als Gravitationskräfte aufeinander einwirken. Wenn es mehr als zwei Massen sind, ist die Berechung der während längerer Zeit stattfindenden Bewegung sehr schwierig. Bei unserem Sonnensystem liegen die Verhältnisse insofern nicht so schrecklich kompliziert, als einer der Körper, die Sonne, an Masse sehr stark überwiegt. Man erhält für einen einzelnen Planeten eine Bewegung, welche nur wenig verschieden ist von dem Falle, dass dieser Planet und die Sonne allein vorhanden wäre. Wäre dies nicht so, so hätte Kepler seine Gesetze gar nicht finden können, und es ist gar nicht abzusehen, wie sich dann die Entwick- lung der Astronomie gestaltet hätte. Es bleibt aber das Problem, die Einflüsse zu vermitteln, welche die übrigen Pla- neten auf die Bewegung jedes einzelnen Planeten des Sonnensystem haben. Dies ist das „Störungsproblem“ der Astronomie, mit dem sich die bedeutendsten Mathe- matiker und Astronomen der letzten Jahrhunderte beschäftigt haben. Ihr Herr Vater war der letzte der grossen Meister, welche das Sonnensystem in dieser Beziehung mit minitieusen Sorgfalt durchgerechnet haben.[4] Es ist dies eine so gigantische Aufgabe, dass es überhaupt nur wenige gibt, welche ihrer Lösung selbständig und kritisch gegenüberstehen. Die Wichtigkeit dieser Arbeit vom Standpunkte der allgemeinen Naturerkennt- nis liegt darin, dass sie allein uns über die Genauigkeit unterrichten, mit welcher Newtons Gesetze gelten. Bei dem Vergleich der Rechnungsergebnisse mit der Er- fahrung hat sich herausgestellt, dass die Theorie die Erfahrung mit unerhörter Ge- nauigkeit wiedergibt. Nur die Bahn eines einzigen Planeten zeigt eine winzige Abweichung von den Resultaten der Rechnung, die die [Fehler]grenzen der Beob- achtung erheblich überwiegt. Es ist dies der der Sonne nächste Planet Merkur. Die Beobachtungen zeigen nämlich, dass die grosse Achse des Merkur gegenüber der Bewegung, welche aus der Störungsrechnung nach Newtons Gesetz folgt, eine langsame Drehung in die Bahnebene im Sinne des Bahnumlaufes ausführt. Diese Drehung beträgt etwa 40 Bogensekunden in hundert Jahren d. h. sie ist so schwach, dass sie zu einer vollständigen Umdrehung der Bahnachse erst in etwa 30000 Jahren führen würde. Alle Bemühungen, diese Abweichung von der Newtonschen Theorie befriedigend zu erklären blieben zunächst erfolglos. Da zeigten die theoretischen Untersuchungen der allgemeinen Relativitätstheo- rie vor etwa 10 Jahren, dass die Newtonschen Gesetze nicht streng gültig sein kön-
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