D O C . 4 3 0 T H E I I I C I N P A R I S 6 5 9 Völkerbundsausschuß für geistige Zusammenarbeit hatte die Aufgabe, alle Fragen zu studieren, die mit einer besseren Organisation der geistigen Arbeit durch ein- trächtiges Zusammenwirken zusammenhängen. Nach einigen Sitzungen kam diese Körperschaft zur Einsicht, daß sie sich ein ständiges Bureau mit einem genügenden Mitarbeiterstab und genügenden Mitteln zur Bearbeitung umfangreicher Rundfra- gen und zur Führung schwieriger Verhandlungen angliedern müsse. Da jedoch da- für in Genf das Geld fehlte, bot die französische Regierung im Juli 1924 an, auf ihre Kosten eine solche Einrichtung zu schaffen, unter der einzigen Bedingung, daß der Sitz des neuen Völkerbundamtes nach Paris verlegt werde.[5] Dieser Vorschlag wurde im September 1924 von der Völkerbundversammlung angenommen. Im Mai 1925 regelte der oben erwähnte Ausschuß die Einzelheiten der Wirksamkeit und die Statuten des neuen Bureaus.[6] So entstand das “Völkerbundamt für geistige Zusammenarbeit” (Institut Inter- national de Coopération Intellectuelle) dem die französische Regierung die präch- tigen Räume des Palais Royal im Einverständnis mit dem Völkerbund zuwies, der durch die “Kommission für internationale geistige Zusammenarbeit” das als exter- ritorial erklärte Haus nach Gutdünken verwaltet. Am 16. Januar 1926 wurde das Amt in Gegenwart zahlreicher Leuchten der Wissenschaft, der Kunst und Literatur und der Vertreter vieler ausländischer Universitäten feierlich eröffnet.[7] Die Einwendungen, die gegen den Plan einer internationalen Organisation der geistigen Arbeit erhoben worden sind, sind derselben Art wie die grundsätzlichen Bedenken gegen die Wirksamkeit des Völkerbundes selbst. Daher ist die Hoffnung berechtigt, daß die Hindernisse, die sich vor dem Arbeitsfeld des neuen Amtes auf- türmen, seit den Erfolgen der Politik von Locarno in dem Maße eingeebnet werden können, in dem sich die Auswirkungen der politischen und wirtschaftlichen Über- einkommen zwischen den verschiedenen Ländern günstig fühlbar machen. Hat nicht der englische Premier-Minister Baldwin selbst jene Londoner Rede nach der Unterzeichnung der Verträge von Locarno mit den Worten Pascals abgeschlossen: “Ich vertraue darauf, daß die Wissenschaft und der Frieden über die Waffen des Krieges siegen werden.”[8] Was die innere Einrichtung des Amtes anlangt, so umfaßt es sieben Sektionen entsprechend der fachlichen Einteilung der zu bearbeitenden Fragen. Diese Ge- schäftseinteilung ist von dem Ausschuß für geistige Zusammenarbeit beschlossen worden. Die Abteilung für allgemeine Angelegenheiten bearbeitet die Frage für Völker- verständigung durch die Mittel des Unterrichts. Eine Vereinigung der Delegierten der einschlägigen großen internationalen Gesellschaften ist gebildet worden und tagt alle sechs Wochen. Dieselbe Abteilung untersucht die Fragen des internationa- len Unterrichtswesens und die Vorbedingungen für eine günstige Beeinflussung
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