D O C . 1 5 6 B A S I C C O N C E P T S O F P H Y S I C S 2 7 5 ell möglich, auf Grund einer ausführbaren Rechnung genau vorauszusagen, wann ein Molekül aus dem Hohlraum austritt. Hier wäre das nur statistische Gesetz, eine Folge einer streng kausalen gesetzlichen Basis in Kombination mit einer unvoll- kommenen Kenntnis oder einer unvollkommenen Berücksichtigung des genaue- ren[9] Anfangszustandes des betrachteten Systems. Nach jenen modernen Theorien sind dagegen bereits die naturgesetzlichen Grundlagen nicht kausal sondern nur statistisch. Beispiel: Wenn ich gewisse Atome in einem bestimmten Zustand A habe, so sollen sie unter Lichtemission von selbst in einen bestimmten Zustand B übergehen können. Es besteht eine bestimm- te Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein bestimmtes ins Auge gefasstes Atom jenen Uebergang in einer bestimmten ins Auge gefassten Sekunde wirklich vollzieht. Die Theorien behaupten: Wenn ich auch den Zustand eines Atoms so genau wie denk- bar kennen würde, wird es dennoch prinzipiell unmöglich sein, auf Grund der Na- turgesetze zu berechnen, wann das Atom in den Zustand B wirklich übergehen wird. Dies bedeutet „prinzipiellen“ Verzicht auf Kausalität. Von dieser prinzipiell statistischen Art sollen alle fundamentalen Naturgesetze sein, & nur die unvoll- kommene praktische Beobachtbarkeit der Vorgänge soll uns bisher strenge Kausa- lität vorgetäuscht haben. Es ist an sich schon interessant genug, dass eine vernünftige Wissenschaft unter Verzicht auf strenge Kausalität überhaupt möglich ist. Es ist ferner nicht zu leug- nen, dass dieser Verzicht wirklich zu erheblichen Erfolgen der theoretischen Phy- sik geführt hat & dennoch muss ich offen zugeben, dass mein wissenschaftlicher Instinkt sich dagegen sträubt, auf die Forderung strenger Kausalität zu verzichten. Jedenfalls aber ist zuzugeben, dass wir heute weit von der Realisierung dieser un- seren Vorfahren selbstverständlich erscheinenden Forderung entfernt sind. Eine Errungenschaft der angedeuteten Entwicklung der letzten Zeit muss ich noch erwähnen, weil sie von entscheidender & bleibender Bedeutung ist. Die oben angedeuteten Eigenschaften der Strahlung haben dazu geführt, die Strahlung mit einem Gas zu vergleichen, dessen Moleküle in der Fortpflanzungsrichtung der Strahlung fliegen & eine von der Farbe bezw. Frequenz allein abhängige Energie mit sich führen. Es handelt sich also um eine Kombination der Wellentheorie mit einer Korpuskulartheorie des Lichtes. In Analogie damit ist eine Wellentheorie der Materie entstanden, welche umgekehrt einem Strahl fliegender materieller Teilchen ein Undulationsfeld zuordnet.[10] Diese Analogie führt dazu, einem Teil- chenstrom Eigenschaften zuzuschreiben, welche den Interferenzeigenschaften des Lichtes bezw. den Röntgenstrahlen entsprechen. Diese Auffassung hat sich durch das Experiment bestätigt. Es ergab sich, dass ein Kathodenstrahlbündel, d.h. ein [p. 8]