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618,
619 SEPTEMBER 1918 877
618.
To
Eduard
Study
[Berlin,] 17.
IX.
18
Hochgeehrter
Herr
Kollege![1]
Ich habe in den letzten
Tagen
Ihr
Büchlein über
die erkenntnistheoretischen
Grundlagen
der
Geometrie
gelesen[2]
und
so
viel Freude
an
Ihren
geistvollen
und
selbständigen Darlegungen gehabt,
dass ich einfach
nicht
anders kann als Ihnen
persönlich
danken für den Genuss. Vieles in
dem
Buche ist
so
treffend und dabei
drollig gesagt,
dass ich oft in
meiner
stillen Studierstube laut hinauslachen
mus-
ste.[3]
Überall
gleicher Meinung
wird der
Leser
im
Allgemeinen
nicht sein
können,
wenn er
selber denkt.
Ausgezeichnet
hat mir
gefallen, was
Sie
von
Kant und seinen
Nachfolgern
sagen[4]
sowie Ihre Kritik der Auswüchse der
Axiomatik,
insbesonde-
re
die
Forderung
einer
analytischen Fundierung
der Geometrie.[5] Ich bin über-
zeugt,
dass diese
Forderung
langsam langsam
durchdringen
wird.
In der
Hoffnung,
den
geistreichen
und
ehrlichen
Autor
einmal
persönlich
ken-
nen
zu
lernen bin ich
Ihr
ergebener
A. Einstein.
ALS
(GyB, Autogr.
I/384). [22 301].
[1]Study
(1862-1930)
was
Professor of
Mathematics at the
University
of
Bonn.
[2]Study
1914b.
[3]See,
e.g., Study’s
characterization
of
pragmatism
on
pp.
50-51:
"That
nothing
is
true,
that
everything
is
permitted,
is
the
motto
that this
philosophy
would have to choose
for
itself,
were
it to
look
its
consequences
in the face. But the
pragmatist
has
no
mirror,
and
is, moreover,
like the
goddess
of
Justice,
blindfolded."
("Nichts
is
wahr,
alles ist
erlaubt,
das ist die
Devise,
die diese
Philosophie
sich wählen
müßte,
wenn
sie ihren
Konsequenzen
ins Auge sehen wollte.
Aber der
Pragmatist
besitzt
keinen
Spiegel,
und außerdem
hat
er
noch,
gleich
der
Göttin der
Gerechtigkeit,
eine Blinde
vor
den
Augen.")
The
following year,
Einstein
praised
the book’s
style as "witty
and
amusing" ("witzig
und
amusant"),
while
criticizing
the
realism of
the
author
as a
"nebulous
point
of
view"
("nebuloser
Standpunkt."
See Einstein
to
Hans
Vaihinger,
3
May
1919,
GyMarU).
[4]Study
criticizes,
in
particular,
Kant’s views
of
space
and time.
[5]See
chap.
5
of
Study
1914b,
in which the author
argues
that
geometry
should be founded
on
anal-
ysis,
not
on geometrical
axioms. Einstein
may
also have been
thinking
about the axiomatic
approach
taken in
Hilbert
1915
(see
Doc.
140,
note
3,
for
discussion
of
this
paper).
619.
From Hermann
Weyl
Samaden, Aola
Pozzoli
d.
18.
9.
18.
Lieber Herr
Kollege,
Lange
habe ich nichts
von
mir hören lassen. Den Sommer
über
war
es
mit mei-
ner
Gesundheit nicht
zum
besten
bestellt,
und
das ist auch der
Grund,
weshalb ich
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