230 DOCUMENT 54 SEPTEMBER 1899 die Bude bringen können,[4] weil die Zeit nicht hinreichte. Schmollen Sie mir drum nicht Hexchen! Wenn Sie nach Zürich kommen, dann steigen Sie mir einfach auf die Bude & nehmen sich dort, was Sie eben mögen, & wenn Sie was, was da sein soll, nicht finden, dann wenden Sie sich einfach an Frau Markwalder[5] (Die weiß alles?).-Übermorgen reise ich mit meiner Mutter nach Mailand, um erst für den Anfang des Semesters wieder bei "uns" in Zürich einzutreffen. Ich würd Ihnen so gern in Zürich die Zeit des Examens angenehmer zu machen suchen,[6] wenn ich nicht dadurch meinen Eltern einen sehr begreiflichen Schmerz bereiten würde. Gegenwärtig bin ich für eine Woche vollständig bücherlos, da sämmtliche Bibliotheken Revision haben,[7] doch kann ich mir bis in einer Woche Bücher von Helmholtz Boltzmann & Mach[8] nach Mailand aus der Stadtbiblio- thek kommen lassen. Damit Sie aber das sorgenvolle Stirnlein nicht runzeln, verspreche ich Ihnen gleich feierlich, alles mit Ihnen durchzugehen. Ich denke wir wollen einmal in den Ferien in Zürich bleiben, um unser Semesterleben ohne Kolleg einmal in aller Behaglichkeit zu führen, das muß doch eigentlich recht nett sein. In Aarau ist mir eine gute Idee gekommen zur Untersuchung, welchen Einfluß die Relativbewegung der Körper gegen den Lichtäther auf die Fort- pflanzungsgeschwindigkeit des Lichtes in durchsichtigen Körpern hat.[9] Auch ist mir eine Theorie in den Sinn gekommen über diese Sache, die mir große Wahrscheinlichkeit zu besitzen scheint. Doch nichts mehr davon! Ihr armes Köpfchen ist voll genug von den Steckenpferdchen der verschiedensten, auf denen Sie haben reiten müssen. Da muß ich doch nicht noch meines aufrücken lassen. Sonst weiß ich nichts, als daß ich Ihnen versichern kann, daß Sie sich für das bischen Examen den Kopf nicht schwer machen lassen brauchen! Das ist Ihnen einen Kleinigkeit-und erst bei so gefahrloser Konkurrenz. Leben Sie jetzt wohl, plagen Sie sich nicht so viel, empfangen Sie tausend [4] See the preceding letter. [5] Einstein's landlady. [6] Maric's intermediate examination for the Diplom began on 2 October. [7] The Zurich municipal library (now part of the Zentralbibliothek) was closed during the week of 11 September (see Tagblatt der Stadt Zürich und Städtisches Amtsblatt, no. 207 (4 September 1899), p. [1]). [8] Presumably Helmholtz 1897 (see Doc. 57) perhaps Boltzmann 1896, 1898, which Einstein finished reading a year later (see Docs. 75, 76). Mach's Mechanik (Mach 1897) and Wärmelehre (Mach 1896) were recommended to Einstein by Michele Besso about 1897. Ein- stein remembered reading the Mechanik first (see Einstein to Michele Besso, 6 January 1948, and Einstein to Carl Seelig, 8 April 1952). [9] The reference to the "Fortpflanzungsge- schwindigkeit des Lichtes in durchsichtigen Körpern" suggests that Einstein may have had in mind some variant of Fizeau's experiment (see Fizeau 1851).