5 1 4 A P P E N D I X D
Verstehens, auch noch die Schwierigkeit des Sprechens und des Auffassens ueberwinden
muessen.— Ich bitte deshalb um Entschuldigung.
Ich gehe nun gleich zum Thema unserer Unterhaltung ueber, naemlich zu der Relativi-
taets-Theorie.
Die Relativitaets-Theorie besteht aus zwei deutlich von einander getrennten Teilen, ich
moechte sagen aus zwei Stufen, deren Entstehung etwa um 10 Jahre auseinander liegt. Die
erste Stufe wird unter dem Namen “Spezielle Relativitaets-Theorie” zusammengefasst, und
die zweite unter dem Namen “allgemeine Relativitaets-Theorie”. Beide Theorien sind
durchaus aus Fragen hervorgegangen, welche die Erfahrung an uns gestellt hat, und keines-
wegs aus rein technischen Beduerfnissen. Die Dinge die sich als notwendig erwiesen ha-
ben, gingen aus der Not hervor. Ich will Euch zuerst zeigen, worin die Schwierigkeiten,
welche die Erfahrung uns gezeigt hat, bestehen, und welche uns zur Speziellen Relativi-
taets-Theorie gefuehrt haben.
Die Spezielle Relativitaets-Theorie ist hervorgegangen aus dem Problem der Auswer-
fung des Lichtes im leeren Raum. Es ist im Laufe der Entwicklung der Elektrodynamik und
der Optik innerhalb der ersten Haelfte des 10. Jahrhunderts deutlich geworden, dass die
Ausbreitung des Lichtes im leeren Raum nach einem ueberaus einfachen Gesetz vor sich
geht. Der Lichtstrahl pflanzt sich im leeren Raume geradlinig mit der Geschwindigkeit c
vor, 300,000 km/Sek. Dieses einfache Gesetz der Lichtausbreitung scheint auf dem ersten
Blick zu keinen Schwierigkeiten Anlass zu geben. Es scheint aber in Widerspruch zu
kommen mit dem zweiten, sehr allgemeinem Prinzip, und dieses zweite allgemeine Gesetz
will ich das Spezielle Relativitaets prinzip nennen. Ich will nun zuerst versuchen darzule-
gen, was das Spezielle Relativitaets-Prinzip sagt. Wenn wir etwa in dieser Halle Versuche
anstellen in bezug auf die Bewegung der Koerper, wenn wir Experimente der Mechanik
ausfuehren, so werden wir bestimmte, allgemeine Gesetze ausfuehren. Diese allgemeinen
Gesetze sind zusammengesetzt werden durch Galilei und Newton, welche diese Gesetze
eingehend studiert haben. Diese ganze Entwicklung wollen wir als klassisch-mechanisch
zusammenfassen. Wenn wir einen Versuch in einem Eisenbahnwagen anstellen, welcher
gleichmaessig, geradlinig dahinfaehrt. Seine Bewegung nennen wir eine gleichfoermige
Translation (gleichfoermig, weil von konstanter Geschwindigkeit und Richtung, Translati-
on, weil der Wagen relativ zum Fahrdamm zwar seinen Ort aendert, aber hierbei keine
Drehung ausfuehrt). Es fliege ein Rabe geradlinig und gleichfoermig—vom Bahndamm
aus beurteilt, durch die Luft. Dann ist, von fahrenden Wagen aus beurteilt, die Bewegung
des Raben zwar eine Bewegung von anderer Geschwindigkeit und anderer Richtung, aber
sie ist ebenfalls geradlinig und gleichfoermig. Wir wollen dies etwas allgemeiner ausdruek-
ken: Die Gesetze der Mechanik sind dieselben. Bewegt sich eine Masse geradlinig und
gleichfoermig in bezug auf ein Koordinatensystem K, so bewegt sie sich auch geradlinig
und gleichfoermig in bezug auf ein zweites Koordinatensystem KÊ, falls letzteres in bezug
auf K eine gleichfoermige Translationsbewegung ausfuehrt. Ich will nun noch ein paar
Worte anschliesslich darueber anfuehren:
Wenn wir irgend eine Bewegung oder irgend einen anderen Vorgang beschreiben
wollen, zum Beispiel dem Weg welchen ein Wagen nimmt, so geben wir an die Strasse auf
p. 2
p. 3