B E R L I N I N T E RV I E W 5 4 1
Einstein: Selbstverständlich; ich habe einen großen Vortrag in diesem Sinne in New
York gehalten und im Anschluß daran ist eine Menge Geld eingegangen. Auch sonst habe
ich Verbindungen im Interesse der Nothilfe für die deutsche Wissenschaft angeknüpft.
Wie denken Sie über das Verhältnis von Deutschtum und Judentum, von nationaler und
sozialer Idee?
Einstein: Ich bin grundsätzlich sehr kosmopolitisch. Da ich aber sehe, daß das kleine
Volk der Juden eingestreut ist in andere, heute sehr nationalistisch eingestellte Völker, so
erscheint es mir als ein Gebot der Selbsterhaltung, den nationalen Sinn unter den Juden
soweit zu pflegen, als es für ihre Existenz notwendig ist. Das scheint mir gerade bei den
deutschen Juden notwendig, unter denen viele oftmals nicht gerade vorbildlich an Selbst-
achtung und Würde gewesen sind. Die nationale Idee, wie ich sie verstehe, als die des
Eintretens der Glieder eines Volkes für einander, ist wohl zugleich sozial.
Mit diesem Hinweis auf die Verbindung des nationalen mit dem sozialen Gedanken
schloss der Gelehrte seine Darlegung.