4 V O L . 3 , D O C . 1 0 a B O L T Z M A N N S P R I N C I P L E Die Temperaturverteilung variere in dem Würfel zu einer bestimmten Zeit, die wir Anfangszeit nennen, in bestimmten sei vollständig bekannt. In diesem Würfel denken wir stellen wir durch Einwirkungen von aussen eine ganz bestimmte Temperaturverteilung her und überlassen ihn dann, nachdem wir ihn mit einer wärmeisolierenden Hülle umgeben haben, sich selbst. Wir wissen, dass sich dann durch den Vorgang der Wärmeleitung im Laufe der Zeit ein Temperaturausgleich vollzieht. Der Temperaturverlauf in allen Punkten des Würfels wird sich im Laufe der Zeit in bestimmter Weise ändern dabei als durch den Anfangszustand „eindeutig bestimmt“ erweisen mit dem Ausdruck „in bestimmter Weise“ „eindeutig bestimmt“ meinen wir dabei, dass wir stets dieselben Temperaturver- läufe wahrnehmen werden, wie oft wir auch das Experiment wiederholen mögen, d. h. wie oft wir auch die anfängliche Temperaturverteilung herstellen und den Würfel dann sich selbst überlassen mögen. Besteht diese eindeutige Bestimmtheit des Verlaufes, diese vollständige kausale Verknüpfung des Geschehens wirklich? Um einem naheliegenden, uns aber nicht interessierenden Einwand zu begegnen, stellen wir die Frage lieber in folgender Form: Konstatieren wir die vollständige kausale Verknüpfung des Geschehens stets mit umso grösserer Annäherung, je genauer wir den Anfangszustand realisieren, und je genauer wir den zeitlichen Verlauf messend verfolgen? Der Standpunkt der Physiker dieser Frage gegenüber hat sich im Laufe des letzten Jahrhunderts erheblich geändert. Wenn wir von der Brownschen Bewegung, den radioaktiven Schwankungen und einigen wenigen anderen Erscheinungen einstweilen absehen, die erst in den letzten Jahren in den Brennpunkt des wissen- schaftlichen Interesses gerückt wurden, so kommen wir entschieden zu dem Urteil, dass eine vollständige kausale Verknüpfung in dem zuletzt angegebenen Sinne nach der Erfahrung[3] vorhanden sei. Trotzdem kamen die Physiker, und zwar speziell die Wärmetheoretiker dazu, die vollständige kausale Verknüpfung des Geschehens, genauer gesprochen des Geschehens soweit es Gegenstand der Beob- achtung sein kann, in Abrede zu stellen. Werfen wir einen flüchtigen Blick auf diese Entwicklung! Aus der einfachen Vorstellung heraus, dass die Gase aus mate- riellen Punkten (Molekülen) bestehen, die im Wesentlichen nur durch Berührung (Zusammenstoss) aufeinander mechanisch einwirken, vermochte Clausius eine Beziehung zwischen den spezifischen Wärmen und der Konstante der Zustands- gleichung einatomiger Gase, sowie eine Beziehung zwischen Wärmeleitung, innerer Reibung und Diffusion von Gasen abzuleiten, welche Grössen bezw. Erscheinungen ohne Clausius’ Theorie vollständig ohne Zusammenhang dastanden.[4] Dieser grosse Erfolg veranlasste die Physiker dazu, die Wärmeer- scheinungen auf unregelmässige Bewegungen der Moleküle zurückzuführen. Diese kinetische Theorie der Wärme brachte es aber mit sich, dass die Gesetze der [p. 3]
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