C O L O N I Z A T I O N O F P A L E S T I N E 9 1 1 EIN GESPRÄCH MIT ALBERT EINSTEIN UEBER DAS PALÄSTINAWERK UND SEINE BEDEUTUNG FÜR DIE JÜDISCHE GEMEINSCHAFT In einem hochgelegenen Zimmer des Hotels „Astoria“ hat Albert Einstein für die zwei Tage seines Wiener Aufenthaltes sein Heim aufgeschlagen. Er ist hier aber kaum anzutreffen. Er verbringt die Zeit mit Konferenzen und Besprechungen, de- ren Inhalt ganz seiner zionistischen Aufgabe gewidmet ist, am Wiederaufbau der jüdischen Heimat mitzuwirken. Der Interviewer, dem die Berufspflicht zu ihm führt, tritt ihm mit einiger Befangenheit gegenüber. Er ist doch der Mann, der die Wissenschaft von Zeit und Raum in ganz neue Bahnen geführt, der die Gesetze des naturwissenschaftlichen Denkens ganz neu formuliert hat. Der Mann, dessen Name von den geistigen Menschen von London bis Tokio mit Ehrfurcht genannt wird. Ein kräftiger Mann in einfachem Sportanzug, brauner Schnurrbart, leicht an- gegrautes Haupthaar, tiefe, braune Augen unter einer mächtig gewölbten Stirn. Es bleibt für jeden, der mit dem Gelehrten ins Gespräch kommt, ein Augenblick star- ken Erlebens. Die ersten Fragen, sozusagen die Generalien, sind rasch absolviert. Mit der ruhigen Liebenswürdigkeit des Weltmannes gibt der Forscher Auskunft, wobei ihn die kurze englische Pfeife stark beschäftigt. Er spricht heute abends in einem geschlossenen Kreis (im „Grand Hotel“) über die Palästinafrage, reist mor- gen nach Innsbruck zum Kongreß der deutschen Naturforscher und muß anfangs Oktober nach Zürich, wohin ihn die Berufspflicht ruft. Er kommt zuerst auf den Völkerbund zu sprechen, dessen Intellektuellenkommission er bekanntlich ange- hört. Er rühmt den günstigen Eindruck, den die bisherigen Arbeiten und Sitzungen dieser Körperschaft ihm vermittelt haben. Es sind dort Menschen aus allen Ländern beisammen, hauptsächlich Gelehrte, die so sehr von der internationalen Bedeutung der zu erfüllenden Aufgabe durchdrungen waren, daß die besonderen nationalen Interessen der Länder, aus denen die einzelnen kamen, durchaus in den Hinter- grund getreten sind. „Von dem, was ich dort gesehen habe, habe ich die Ueberzeu- gung gewonnen, daß, abgesehen von der positiven Arbeit, die dort geleistet worden ist, schon die einzige Tatsache der Vereinigung von Leuten mit höheren Gesichts- punkten in einer Institution von hoher Bedeutung für die Entwicklung der politi- schen Verhältnisse der Zukunft werden kann.“ Dann lenkt das Gespräch zur Palästinafrage über. Einstein ist wie verwandelt. Mit allem Eifer seines kräftigen Temperaments verweilt er bei dem Thema, das für ihn das Thema ist, dem er sich voll hingibt. „Wie ich