460 DOC. 293 ON CENTENARY OF KELVIN [4] [5] 602 FREUNDLICH: JACQUES LOEB und die Kolloidchemie. I Die Natur- [wissenschaften Das Capillarröhrchen (Innenradius R) sei in eine z. B. nicht benetzende Flüssigkeit eingetaucht. Im Innern des Röhrchens besteht bei Gleichge- wicht eine Capillardepression vom Betrage 2 a o - Capillaritätskonstante h - -- I g = Dichte der Flüssigkeit \g - Beschleunigung der Erdschwere Bezeichnet g9 die (gegen g kleine) Dichte des Dampfes, so besteht an der Kuppe gegenüber der freien Flüssigkeit ein Überdruck vom Betrage A , 2 0 g0 Dies Resultat gilt offenbar unabhängig davon, unter was für Bedingungen die Krümmung der Flüssigkeitsoberfläche erzeugt ist. Beweis der Helmholtzschen Wirbelsätze : Sei L eine in einer reibungslosen Flüssigkeit mit den Geschwindigkeitskomponenten uv ver- laufende geschlossene Kurve. Das Linienintegral W = ƒ Suydxv (u1, u2, u3 = Komponenten der Geschwindigkeit x1, x2, x3 = Koordinaten) ist nach dem Stokesschen Satz gleich dem Ober- flächenintegral des Wirbelvektors über eine be- liebige, durch L begrenzte Fläche. Wir fragen nach der zeitlichen Abhängigkeit der Wirbelgröße W, unter der Bedingung, daß die Kurve an der Strömung der Flüssigkeit teilnimmt. Bezeichnet man die auf ein Flüssigkeitsteilchen bezogene zeitliche Ableitung mit , das entsprechende Differential mit D, so hat man für eine beliebige Größe SP Dtp _ dtp 'ST'i dtp Dt dt ¿L Uv dxv Die Eulerschen Gleichungen für die Flüssig- keitsbewegung lauten dann Duv _ dn dp Dt dxv dxv wenn man dp setzt, was voraussetzt, daß die Flüssigkeitsdichte g eine Funktion des Druckes p allein ist, und daß die äußeren Kräfte von einem eindeutigen Potential p ableitbar sind. Man hat nun Duv - - dt Ddxv à (JT + p) dxv d*Zëd Hieraus folgt DW = ƒ 2(Duv dxv + UvDxv) In diesem Resultat DW == o sind die Helm- holtzschen Wirbelsätze enthalten. - Wir wollen beim Anlaß der hundertjährigen Wiederkehr des Geburtstages von W. THOMSONS des Meisters dank- bar gedenken und hoffen, daß es einst gelingen möge, auch die physikalischen Errungenschaften unserer Zeit so einfach und anschaulich-lebendig zu erfassen, wie wir es bei ihm finden. [6] Jacques Loeb und die Kolloidchemie. Von H. FREUNDLICH, Berlin-Dahlem. Unter den Nachrufen auf JACQUES LOEB war mir der in der „Science“ erschienene von P. A. LE- VENE, der dem Menschen LOEB gewidmet ist, be- sonders wertvoll und auskunftsreich. LOEB wird dort geschildert als ein Nachfahre und Bewunderer der Enzyklopädisten, eines d’ALEMBERT, eines DIDEROT, als ein Mann, der allein eine Herrschaftrungen. der Vernunft gelten lassen wollte, dessen Leben ein steter Kampf war gegen Mystik und Aberglauben.sein Deshalb reizte es ihn, Erscheinungen, wie die Re- generation oder die Parthenogenese, zu unter- suchen, bei denen die Allgemeinheit vor allem deutlich das wunderbare Wirken einer LebenskraftRückfall annehmen konnte er wollte ihnen den Schleier des Geheimnisvollen rauben und sie im nüchternen Licht des Laboratoriums auf physikalisch-chemische Gesetzmäßigkeiten zurtickführen. So ist er immer der Rebell, mißtrauisch gegen das, was altherge- bracht ist, oder was einer Mode seine Erfolge ver-lässigen dankt, in jedem Augenblick bereit, Vorurteile sol-lassen cher Art zu stürzen, Nun fiel die Zeit seiner wissen- schaftlichen Entwicklung gerade in die achtziger Jahre, in denen die neuere Lösungstheorie ihre glänzende Bahn begann, und sie war ganz dazu angetan, LOEB mit rückhaltloser Bewunderung zu erfüllen. Hier wurden ohne Scheu vor dem bisher Geglaubten neue Begriffe gebildet, und dabei ruhte der ganze Bau auf klaren, zahlenmäßigen Erfah- Kein Wunder, daß es die Bilder von VAN’T HOFF, ARRHENIUS und OSTWALD waren, die Arbeitszimmer schmückten. Täusche ich mich nicht, so waren es diese Nei- gungen und Eindrücke, die LOEBS Stellung zur Kolloidchemie bestimmten. Er witterte in ihr einen in etwas mystisch Qualitatives es miß- fiel ihm, daß anstatt der eindeutigen Begriffe der chemischen Verwandtschaft oder des osmotischen Druckes, Begriffe wie die Oberflächenkräfte oder der Quellungsdruck herangezogen wurden, die die physikalische Chemie der echten Lösungen vernach- durfte. Seine kolloid-chemischen Arbeiten sich so in die Sätze zusammenfassen : „Es ist nicht nötig, in den Eiweißlösungen das Wirken irgendwelcher anderer Kräfte anzunehmen, als sie
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