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DOC.
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SCHWARZSCHILD
Gedachtniareden
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diejenige zur
Poincareschen Theorie des
Gleichgewichts
einer rotierenden
[3] Flüssigkeitsmasse.
Zu Schwarzschilds wichtigsten
astronomischen
Leistungen
ge-
hören seine
Untersuchungen zur
Stellarstatistik, d.
h. jener
Wissen-
schaft,
welche durch
statistisches Ordnen
der
Beobachtungen
über
Helligkeit, Geschwindigkeit,
Spektraltypen
der
Fixsterne den
Bau
jenes
gewaltigen Körpersystems zu
entschleiern
sucht,
zu
dem auch
[4] unsere
Sonne
gehört.
Auf diesem Gebiete verdankt ihm die Astronomie
eine
Vertiefung
und
Weiterbildung
der
von
Kapteyn entdeckten
Be-
ziehungen.
Sein
tiefes
theoretisch-physikalisches
Wissen stellte
er
in den
Dienst
der
Sonnentheorie.
Hier
verdankt
man
ihm
Untersuchungen
über das mechanische
Gleichgewicht
in
der
Sonnenathmosphare
und
[5]
über
die bei
der
Lichterzeugung
der
Sonne
maßgebenden Vorgange.
[6]
Hier ist auch
seiner schönen theoretischen
Untersuchung
über
den
Druck des Lichtes
auf
kleine
Kugeln zu gedenken,
durch welche
er
der Arrheniusschen Theorie
der
Kometenschweife die exakte Grund-
lage
gab.
Diese
theoretisch-physikalische Untersuchung
ist noch
auf
eine
astronomische
Fragestellung
zurückzuführen,
sie scheint aber Schwarz-
schilds
Interessen
auch auf rein
physikalische Fragen gelenkt zu
haben.
Wir
verdanken ihm interessante
Untersuchungen
über die
Grundlagen
[7]
der
Elektrodynamik.
Ferner
förderte
er
in seinem letzten
Lebensjahre
die
neue
Gravitationstheorie;
es
gelang
ihm
als
erstem
die
genaue
Be-
[8] rechnung
von
Gravitationsfeldern nach dieser Theorie. In den letzten
Monaten seines
Lebens,
als schon das tückische Leiden seinen
Körper
geschwächt
hatte,
gelang
es
ihm noch eine
feinsinnige Untersuchung
[9] zur
Quantentheorie
durchzuführen.
Zu
Schwarzschilds
großen
theoretischen
Leistungen gehören
ferner
seine
Untersuchungen
über
geometrische Optik,
in denen
er
die Fehler-
theorie
der
für
die Astronomie
wichtigen optischen
Instrumente
ver-
[10]
besserte. Durch diese
Ergebnisse
soll
er
sich
um
die Vervollkomm-
nung
des
Rüstzeugs
der
Astronomie ein
bleibendes Verdienst erworben
haben.
Schwarzschilds theoretisches
Wirken
ging
neben einer
standigen
Tätigkeit
als
praktischer
Astronom einher. Von seinem
24.
Lebens-
jahre
an
war
er
ohne
Unterbrechung
an
Sternwarten
tätig,
1896-99
als Assistent in
Wien, 1901-09
als Direktor
der
Göttinger
Stern-
warte,
seit
1909
als Direktor des Potsdamer
astrophysikalischen
In-
stituts. Eine
lange
Reihe
von Arbeiten
legt
Zeugnis
ab
von
seiner
[11]
Tätigkeit
als Beobachter
und
als Leiter astronomischer
Beobachtungen.
Mehr
noch
als durch diese
Tatigkeit
nützte
er
seiner Wissenschaft
durch die
Erfindung neuer Beobachtungsmethoden,
auf
die sein
leb–