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DOC.
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BAD NAUHEIM DISCUSSIONS
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Grebe, Gravitationsverschiebung
der Fraunhoferschen Linien.
Physik.Zeitschr.XXI,1920.
systemen
ausgeführt;
aber
man
kann sie leicht
aufeinander
beziehen. Man
braucht bloß die
Differenzen
von
beiden
für
diejenigen
Linien
zu
bilden,
für
die die
Sonnenverschiebung vorliegt
und diese
um
den
Betrag
der Verschiebung
zu
korrigieren, die sich zwischen Sonne und Ver-
gleichslichtquelle ergeben
hat.
Dann
bekommt
man
für diese Linien den
Unterschied,
den das
Vergleichsspektrum
bei Rowlands Normal-
system gegen
das bei Uhler und
Patterson
hat. Das habe ich
für
diejenigen
Linien aus-
geführt,
die
von
Bachem und
mir,
Schwarz-
schild und St. John
gemessen
sind,
und die
keine
größere
Differenz als
0,2 km/sec
ergeben
haben,
bei denen
also
alle drei
Beobachter
innerhalb der Versuchsfehler sich
in
Übereinstimmung
befinden. Diese
Linien
wurden dann
graphisch
aufgetragen und eine
Kurve
gezeichnet,
die als Grundwert
für
die
Verschiebungen
bei
Rowland
anzunehmen
ist.
Und
nun
habe ich
für
100 aufeinander-
folgende
Cyanbandenlinien
des
Rowland-
atlas ohne
jede Auswahl
die
Verschiebungen
Sonne
-
Erde
ausgerechnet.
Das
Resultat ist
im
Mittel
-
denn
hier
ist
jetzt Mittelbildung er-
laubt -
0,0063
Â. E.
=
0,46
km
und
fügen
Sie
wieder den
St.
Johnschen
Randeffekt
von
0.14
km
hinzu,
so
erhalten Sie
0,6
km Ver-
schiebung nach
Rot,
also wieder den Einstein-
wert. Sie
sehen,
daß
beide voneinander
völlig
unabhängigen Methoden die
von
der
Einstein-
schen Theorie geforderte
Verschiebung ergeben.
Und
wenn
auch
ganz zweifellos weitere Expe-
rimente zur
Prüfung dieses
Effektes
angestellt
werden
müssen,
so
haben wir doch guten
Grund
schon jetzt
zu
der
Annahme, daß
die
Rotver-
schiebung
in
dem geforderten
Betrage
wirklich
vorhanden
ist.
[11]
Allgemeine
Diskussion
über Rela-
tivitätstheorie.
Lenard:
Ich habe
mich
gefreut, heute in
einer
Gravitationstheorie
vom
Äther sprechen
gehört
zu
haben. Ich muß aber
sagen,
daß,
sobald
man
von
der
Gravitationstheorie
auf
andere
als
massenproportionale Kräfte über-
geht,
sich
der einfache
Verstand
eines
Natur-
forschers
an
der Theorie stößt.
Ich verweise
auf das
Beispiel vom
gebremsten Eisenbahn-
zug. Damit das
Relativitätsprinzip
gilt, wer-
den
bei
Benutzung
nicht massenproportionaler
[13]
Kräfte
die Gravitationsfelder hinzugedacht.
Ich
möchte
sagen,
daß
man
sich im
physikalischen
Denken
zweier Bilder bedienen
kann, die ich
als
Bilder
erster
und
zweiter Art bezeichnet
habe. In
den Bildern
erster Art sprach
z.
B.
Herr
Weyl.
indem
er
alle
Vorgänge
durch
Gleichungen
ausdrückt.
Die Bilder zweiter
Art deuten die
Gleichungen
als
Vorgänge im
Raume. Ich möchte lieber die Bilder zweiter
Art
bevorzugen,
während
Herr
Einstein
bei
der
ersten
Art stehen bleibt. Bei den
Bildern
zweiter
Art ist der Äther unentbehrlich.
Er
war
stets
eines
der
wichtigsten
Hilfsmittel
beim
Fortschritt in
der
Naturforschung, und seine
Abschaffung
bedeutet
das
Abschaffen
des Den-
kens aller
Naturforscher
mittels des Bildes
zweiter Art.
Ich
möchte
zuerst
die
Frage
stellen: Wie kommt
es,
daß
es
nach der
Re-
lativitätstheorie nicht unterscheidbar
sein
soll,
ob im Falle des
gebremsten Eisenbahnzuges
der
Zug
gebremst
oder
die
umgebende
Welt
gebremst
wird?
Einstein:
Es ist
sicher,
daß
wir relativ
zum
Zug
Wirkungen beobachten und
wenn
wir wollen, diese als Trägheitswirkungen
deu-
ten können. Die
Relativitätstheorie
kann sie
ebensogut als Wirkungen eines Gravitations-
feldes deuten.
Woher
kommt
nun
das
Feld?
Sie
meinen,
daß
es
die
Erfindung
des Herrn
Relativitätstheoretikers
ist. Es ist aber keine
freie
Erfindung,
weil
es
dieselben Differential-
gesetze
erfüllt wie
diejenigen
Felder,
die
wir
als
Wirkungen
von
Massen aufzufassen ge-
wohnt
sind. Es ist
richtig,
daß
etwas
von
der
Lösung willkürlich
bleibt, wenn
man
einen
be-
grenzten Teil der Welt ins
Auge
faßt. Das
relativ
zum
gebremsten
Zug
herrschende
Gra-
vitationsfeld entspricht
einer Induktionswir-
kung,
die durch
die
entfernten
Massen hervor-
gerufen
wird. Ich möchte also kurz zusammen-
fassend sagen:
Das
Feld
ist nicht willkürlich
erfunden, weil
es
die
allgemeinen
Differential-
gleichungen erfüllt und weil
es
zurückgeführt
werden kann auf die Wirkung
aller fernen
Massen.
[14]
Lenard: Herrn
Einsteins
Ausfüh
rungen
haben mir
nichts
Neues
gesagt;
sie
sind
auch nicht
über die Kluft
von
den
Bil-
dern erster
Art
zu
den
anschaulichen
Bildern
zweiter Art
hinweggekommen.
Ich
meine,
die [15]
hinzugedachten
Gravitationsfelder
müssen Vor-
gängen entsprechen
und
diese
Vorgänge
haben
sich in
der
Erfahrung
nicht
gemeldet.
Einstein:
Ich
möchte
sagen,
daß das,
was
der
Mensch als
anschaulich
ansicht, und
was
nicht, gewechselt
hat. Die Ansicht über
Anschaulichkeit
ist gewissermaßen
eine Funk-
tion der
Zeit. Ich
meine,
die Physik ist be-
grifflich und nicht
anschaulich.
Als
Beispiel
über die wechselnde Ansicht über Anschau-
lichkeit
erinnere
ich Sie
an
die Auffassung
über
die
Anschaulichkeit der
galileischen
Me-
chanik zu
den
verschiedenen
Zeiten.
[16]
Lenard:
Ich habe
meine
Meinung
in der
[12]
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